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[Bürgergarde garde, die in einzelne Trupps abgeteilt wurde, in die verschiedenen Straßen hinein verfolgt. Um 12 Uhr war Ruhe, d. h. es fand kein Aufruhr einer geschlossenen Menge mehr statt; Ungehörigkeiten einzelner kamen bis 4 Uhr morgens aller Orten vor.
Infolge dieser Vorgänge verließen die meisten Juden Hofgeismar und retteten sich nach Kassel und Karlshafen; nur wenige blieben zurück, die auch ferner von einzelnen Pöbeltrupps chikaniert wurden. Einer von ihnen, Gerson Hecht, hatte den schlauen Gedanken, sein Haus einem Hauptskandalierer, Konrad Lütgendorf, in Obhut zu geben und kam dabei ganz gut weg, wenn es ihn auch ein Stück Geld kostete. Als nämlich abends eine Bande vor das Haus kam, stellte sich Lütgendorf in die Tür und rief: "Hier residiere ich! wer etwas anfaßt, wird verhauen!" Dabei schwang er einen mächtigen Knüttel. Eingeschüchtert zog die Bande ab.
Um den fortwährenden Aufregungen ein Ende zu machen und um die vielen Brandstiftungen, die glücklicherweise meist mißlangen, zu hindern, wurde nun folgende Einrichtung getroffen. Die Wache wurde regelmäßig bezogen; außerdem aber versammelte sich um 8 Uhr abends die ganze Bürgerwehr auf dem Marktplatz und wurde dann in Abteilungen von 10 bis 15 Mann in der ganzen Stadt verteilt. Das half; in kurzem war wieder die alte Ruhe und Ordnung da. Die Wache wurde aber weiter bezogen und ich habe bis Ende 1849 gar oft als Wachtkommandant dort gesessen. Ein Vergnügen war das gerade nicht, denn man hatte dabei allerlei dienstliche Verpflichtungen, auch war die schöne Sitte eingerissen, daß der Wachthabende für das nötige Bier zu sorgen hatte. Eine besondere Aufgabe der ausgesandten Patrouillen war, vor bestimmten Häusern, deren Bewohner in schlechtem Rufe standen, festzustellen, daß diese zu Hause waren. Sie mußten dann jedesmal auf den Ruf der Patrouille sich zeigen.
Neben der Bürgergarde hatte sich mittlerweile auch eine Schutzwache gebildet, die aus solchen Leuten bestand, die der Bürgergarde nach dem Bürgergarden- [Bürgergardengesetz]

 

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