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durch eine Ordonnanz mitgeteilt wurde, das
Korps sei aufgelöst. Sobald diese Ordre in Hofgeismar ankam, traten
die beiden Eskadrons der Garde du Corps im Kasernenhof im Kreise an
und es wurde ihnen nun der Befehl des Kurfürsten vorgelesen, dahin
lautend, daß die Garde du Corps aufgelöst und als "Division
Kurfürst-Husaren" dem 1. Husaren-Regiment einverleibt sei.
Nach einem dreimaligen Hoch auf den Kurfürsten gingen die Mannschaften
auf ihre Stuben zurück. Die Husaren befanden sich der Unruhen wegen
zum großen Teil auf Kommando im Lande, so daß in der Kaserne
genügend Platz war. Die Garde du Corps, lauter große Leute,
wurden nun in die Uniformen der viel kleineren Husaren gesteckt, in
denen sie erbärmlich aussahen; zwischen Stalljacke und Hose sah
oft das Hemd heraus.
Schon aus diesem Grunde, besonders aber mit Bücksicht auf die Stimmung
der Geismaraner, die von den "Fleischhackern" nichts wissen
wollten, durfte kein Kurfürsthusar die Stadt betreten; hatten sie
etwas aus der Stadt nötig, so mußten sie es durch einen Husaren
holen lassen. Dadurch entstanden nun wieder Reibereien, denn die Husaren
erklärten, nicht die Bedienten derjenigen sein zu wollen, die in
Kassel weggejagt seien; es wurde dann auch das Verbot dahin geändert,
daß nach 6 Uhr abends kein Soldat in der Stadt sein durfte. Die
Bürgergarde wurde ersucht, die Zuwiderhandelnden zu verhaften und
auf der Kasernenwache abzuliefern. Das wurde zwar versprochen, aber
arretiert wurde keiner.
Es war nun im allgemeinen wieder ruhig geworden, allein eine gewisse
Aufregung blieb immer noch, denn Brandlegungen und Drohbriefe nahmen
kein Ende. Einer der letzteren galt auch der Renterei. Diese und verschiedene
andere Gebäude wurden daher mit Wachen versehen; in die Renterei
kamen nur ausgesuchte Leute, die es gerade nicht schlecht hatten, denn
der Rentmeister sparte den Wein nicht. Auch das ging vorüber. Aber
gar manche Nacht habe ich dann später noch im Dunkeln in dem Rentereidienstzimmer
gewacht, bei offenem Fenster, aber an- [angelehntem]