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[vorgekommen] gekommen sein, er hatte sie
dem Wachthabenden gemeldet, der mir alsbald einen Husaren mit der Bitte
nachschickte, doch zurückzukommen. Nun begab ich mich in das Fouragemagazin,
wo auch gleich darauf die erste Abteilung der Garde du Corps zum Futterempfang
erschien.
Ihren Führer, einen Quartiermeister Müller, fragte ich, was
denn eigentlich los sei? "Ja, lieber Herr", sagte er mir,
"ich weiß es selber nicht. Um 9 Uhr hatte ich mich zu Bette
gelegt, ich war auf der Messe gewesen und hätte wohl einen Schnaps
mehr als gewöhnlich getrunken, weshalb ich müde war. Plötzlich
wurde ich geweckt, es wurde Allarm geblasen und ich hörte den Ruf:
wir rücken aus, die Kasselaner haben die Kaserne angesteckt. Während
ich rasch anzog, was mir gerade in die Hand kam, schlug eine Kugel durch
das Fenster in die Decke; überhaupt wurde viel geschossen und gelärmt.
Ich begab mich in den Stall, wo mein Pferd schon gesattelt war, bestieg
es und ritt mit der Eskadron durch das kleine Tor neben der Schmiede
zum Königstor hinaus. Es war stockdunkel und hinter uns her wurde
geschossen, so daß einzelne Verwundungen vorkamen. Niemand sprach
ein Wort. So gings fort bis Wilhelmshöhe, wo wir Halt machten.
Hier besah ich mich nun selbst einmal: ich hatte den blauen Rock an
und die Mütze auf, glücklicherweise auch den Säbel umgeschnallt.
Das weiße Koller, Küraß, Helm, Pistolen, alles fehlte.
Aber ich konnte mich trösten, denn andere hatten gar den Säbel
vergessen oder waren ohne Stiefeln. Wir ritten die ganze Nacht; von
Wilhelmshöhe gings nach Wilhelmsthal, wo wir wieder Halt machten
und den Befehl erhielten, nach Hofgeismar zu marschieren. Was eigentlich
vorgefallen ist, weiß ich jetzt noch nicht." Das letztere
war sehr glaublich, an der Veranlassung zum Angriff der Kasseler Bürger
waren ja nur wenige Garde du Corps beteiligt.
Auf dem Rathause hatte unterdessen der Bürgerverein beschlossen,
eine Deputation an den Kurfürsten abzuschicken und um Weglegung
der Garde du Corps zu bitten. Sie kam aber nur bis Burguffeln, wo ihr