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und die Waffenläden gestürmt. Am Kasseler Tor stießen wir auf eine größere Anzahl Greismarscher Bürger, die sich in größter Aufregung befanden. "Die Garde du Corps hat wieder eingehauen1) und ist in Kassel fortgejagt worden - wir dulden nicht, daß sie hierher kommt!" hieß es und die Menge nahm eine bedrohliche Haltung an. Da trat der Rentmeister unter die Leute und machte ihnen bemerklich, daß sie im Unrecht seien; wenn die Garde du Corps wirklich komme, rücke sie nicht in die Stadt, sondern in die Kaserne ein, diese liege außerhalb der Stadt und sei Staatseigentum; worüber der Bürgerschaft keine Verfügung zustehe. Die Leute beruhigten sich darauf etwas und beschlossen, auf dem Rathause das Weitere zu beraten. Wir aber gingen weiter zur Kaserne, immer noch zweifelhaft, ob die Truppe wirklich kommen werde. Aber sie kam - und wie kam sie! Jammervoll war der Einzug der sonst so schönen Garde du Corps. Der eine trug die weiße, der andere die blaue Uniform, der eine war in Stiefeln, der andere in Schuhen oder gar in Strümpfen, manche waren im Helm, manche in der Mütze, einzelne selbst ohne Küraß, alle aber zeigten düstere, niedergeschlagene Mienen. So kamen die Leute gleich einem Leichenzuge an, gefolgt von einigen blutenden Pferden, die geführt wurden. Ich machte den Rentmeister darauf aufmerksam, daß die Division gewiß gleich fouragieren wolle, und bat ihn, mit dem Steuerinspektor nach Hause zu gehen2), während ich mich in die Kaserne begeben wollte, um Fourage auszugeben. Ich hatte aber die Rechnung ohne die Wache gemacht. Niemand durfte in die Kaserne und ich wurde von dem Posten kurz abgewiesen. Mit den Worten: "Na, mir kann's gleich sein, ob die Garde du Corps-Pferde Futter haben oder nicht!" trat ich den Heimweg an. Ich kam aber nicht weit. Dem Posten mochte meine Äußerung doch bedenklich vor- [vorgekommen]

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1) Ein ähnlicher Vorfall hatte sich am 7. Dezember 1831 ereignet. Die Division Garde du Corps führte danach im Volke den Spitznamen "Fleischhauer".
2) Der Rentmeister war infolge eines Schlaganfalls im Gehen behindert.

 

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