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Nach einem Blick auf die Zustände im Frankenreiche zur Zeit der letzten Merowinger kam Redner auf die Tätigkeit der angelsächsischen Mission — insbesondere des Bonifatius — in den Ostmarken dieses Reiches zu sprechen. Unter seinen deutschen Schülern ragt Sturm hervor, dem wir die erste klösterliche Ansiedelung in Haerulfisfeld (Hersfeld) verdanken. Nur ungern verließ Sturm diese Stätte, die ihm lieb geworden war, um auf Geheiß seines Meisters im Inneren der Buchonia einen Ort für das zu gründende Kloster zu finden, welcher weniger den Einfällen“ der heidnischen Sachsen ausgesetzt war (Fulda). Nach Bonifatius’ Märtyrertode wurde Lul Bischof von Mainz. Durch ein Privilegium, das Bonifatius seinem Kloster Fulda erwirkt hatte, war dieses der Jurisdiktion des Mainzer Stuhles entzogen und direkt Rom unterstellt worden. Alle Versuche Luls, Fulda dem Mainzer Sprengel anzugliedern, scheiterten. Da faßte dieser den Gedanken, ein eigenes Kloster zu gründen, in dem eine ihm ergebene Geistlichkeit erzogen würde, in dessen Frieden er einst selber ruhen könnte. So nahm er denn den Sturmschen Plan auf und gründete, wahrscheinlich 769, ein Kloster zu Hersfeld, das natürlich als ein Trutz-Fulda gedacht war und dem Schwesterkloster vorzüglich in Thüringen Konkurrenz machen sollte. Durch viele Schenkungen — insbesondere solche vom Könige Karl dem Großen, der das Kloster in seinen Schutz nahm, — verschaffte Lul seiner Stiftung bald hohes Ansehen, das noch mehr dadurch gehoben wurde, daß es ihm gelang, die überaus wundertätigen Gebeine des hl. Wigbert vom Bürberge nach Hersfeld zu überführen. Lul war keine überragende Persönlichkeit, aber was in seinen Kräften stand, um das Werk der Mission im Sinne seines Meisters Bonifatius im Osten des Reiches zu erhalten und fortzuführen, das hat er unter schwierigen Verhältnissen treulich getan. Sein Andenken wird in Hersfeld, seiner Stiftung, nie erlöschen.

Nach diesem Vortrage brachte Herr Rechtsanwalt Suntheim mit wundervollem Ton und tiefer Empfindung mehrere Geigenvorträge zu Gehör. (Schreiber

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