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welche das Interesse der gebildeten Römer dem eigenartigen Land und Volk der Germanen zuwenden mußten. Dieses Interesse habe seinen beredtesten Ausdruck und seine beste Nahrung in den Werken des größten römischen Geschichtsschreibers Tacitus, namentlich in dem goldenen Büchlein „Germania“, gefunden. Nach einem kurzen Überblick über Leben und Bildungsgang, Weltanschauung und Schaffensweise des Autors würdigte der Redner dessen fruchtbare Schriftstellertätigkeit hinsichtlich ihrer Bedeutung und Glaubwürdigkeit. Darauf führte er das anziehende Charaktergemälde, das Tacitus vom germanischen Land und seinen Bewohnern entwirft, in seinen Hauptzügen vor. Umfang und Größe des Landes, Bodenbeschaffenheit, Klima, Meere und Inseln, Landeserzeugnisse und Bodenschätze, Flora und Fauna wurden einer eingehenden Betrachtung unterzogen; ferner wurde die eigenartige Bevölkerung, die unterscheidenden Merkmale der germanischen Rasse, ihr gemeinsamer Nationalcharakter, ihre sozialen und politischen Verhältnisse, ihr Leben im Krieg und Frieden veranschaulicht. Interessante Einzelheiten erfuhr man über Siedelungsweise, Wohnung, Kleidung, Nahrung und Familienleben unserer Altvordern, über ihre unleugbaren Vorzüge, ihre sittliche Reinheit, ihre Treue und Gastfreundlichkeit, aber auch von ihren Schattenseiten, der Trunksucht und Streitsucht. Im Anschluß an dieses Gesamtbild des germanischen Volkes legte der Redner die hervorragendsten Eigentümlichkeiten des chattischen Landes und Volkes dar und erzählte von dem hohen Lobe, das Tacitus den Chatten, den sturmerprobten Vorkämpfern der germanischen Freiheit gegenüber den sieggewohnten römischen Legionen, den treuen Wächtern der germanischen Westmark, insbesondere der Kriegstüchtigkeit, der zähen Kraft und Geistesfrische dieser kampfesfreudigen Bewohner der hercynischen Waldtäler spendet. Zum Schlusse konnte der Vortragende daran erinnern, daß die Nachkommen der alten Chattenhelden, unsere wackeren hessischen Bauern, das schöne Erbgut ihrer Ahnen allezeit treu behütet und ihr tief in der teuren Heimaterde wurzelndes

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