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[Gemütern] mütern leicht Unruhen entstehen könnten, wenn Mangel eintrete, ging auf des Verfassers Vorschlag ein. Der Polizeidirektor Pfeiffer kam zum Verfasser und beauftragte ihn, sogleich auf der Stelle und in der größten Stille, damit kein Aufschlag der Früchte in Bremen erfolgte, wenn es ruchbar würde, daß die hessische Staatsregierung Frucht aufkaufe, nach Bremen zu reisen und für 40 000 Rtlr. Korn zu kaufen. Der Verfasser nahm diesen Vorschlag an. Zwei Stunden hernach reiste er schon ab. Er kam glücklich in Bremen an, wandte sich an den dasigen Kaufmann Hütterott1) und der Einkauf geschah so glücklich, daß in Zeit von 48 Stunden die bestimmte Quantität, die Last2) zu 98 bis 100 Rtlr., angekauft wurde. Die Witterung im Herbst und das bis zum Dezember offene Wasser begünstigte das Unternehmen so glücklich, daß der ganze Vorrat noch vor dem Winter zu Kassel ankam. Zugleich bekam der Verfasser von der Stadt den Auftrag, 600 Viertel Ostseeroggen anzukaufen, was auch mit Hilfe seines Schwagers Knochenhauer glücklich gelang. Hierdurch und durch einen Verein der Häuser Jäckel, Pfeiffer, Wenderoth, die aus Patriotismus ebenfalls eine starke Quantität Korn ankauften, wurde der Mangel gänzlich gehoben und die Herrn Ökonomen, die auf recht hohe Preise gerechnet hatten, waren genötigt, ihre Vorräte loszuschlagen. Nun fand sich, daß größtenteils der Wuchergeist den Mangel verursacht hatte; es liefert aber auch den Beweis, daß der Bürger vereint vieles vermag.

Kassel ist keine Handelsstadt, sie muß größtenteils von der Hofhaltung leben. Da nun diese aus den angegebenen Umständen sehr eingeschränkt ist, die Hofdiener schlecht besoldet werden und an Bauten, worin die früheren Fürsten ein besonderes Vergnügen suchten, nicht zu denken ist, überdies alle Hof- und Militär-Arbeiten im Ausland, zu Berlin und Paris, verfertigt werden, so drückt dies auf alle Stände und der Wohlstand nimmt nicht zu, sondern vermindert sich von Jahr zu Jahr.

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1) George Hütterott, geb. zu Spangenberg 18. Juli 1791, gestorben zu Bremen 12. März 1873.

2) l Last in Bremen zu 40 Scheffel = 29,64 hl.

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