MHG, 1908/09, S. 115

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Hessens Wohlstand ist durch den Regentenwechsel gerade nicht befördert worden. Dies liegt aber mehr in den politischen Verhältnissen überhaupt und den häuslichen Verhältnissen des Kurprinzen, als in dessen Charakter. In den politischen Verhältnissen ¹), da jeder Fürst fürchtet, es könnte zu einer Revolution kommen; sie suchen daher beizeiten ihren Säckel zu füllen und werfen sich, um einem solchen Falle vorzubeugen, in die Arme des Militärs. Dies ist zum ersten Stand im Staate geworden und es werden darauf manche Summen verwandt, die zum Besten der Bürger und des Landmanns besser angewandt werden könnten.

Was die häuslichen Verhältnisse des Kurprinzen angeht, so lernte er in Bonn einen Offizier, namens Lehmann²) kennen. Dieser hatte eine hübsche Frau und 2 Kinder. Der Prinz verliebte sich in die Frau, kaufte sie dem Offizier ab, der sich von ihr scheiden ließ. Der Prinz vermählte sich mit ihr und zeugte mit ihr mehrere Kinder. Es ist natürlich, daß er für diese ein Vermögen zusammenspart, damit sie dereinst standesgemäß leben können, da sie vom Lande keine Apanage zu erwarten haben. Hierzu kommt noch das für Kassel Drückende, daß alle hohen Herrschaften Kassel mieden ³), um nicht der nicht ebenbürtigen Gemahlin des Kurprinzen ihre Huldigungen darbringen zu müssen. Die Gemahlin selbst ist eine gute Frau, mischt sich in keine Regierungsangelegenheiten und man hört nichts Böses von ihr. Ihre beiden Söhne erster Ehe sind zu Herren v. Scholley gemacht worden.

Die Ernte war in diesem Jahre (1831) mittelmäßig ausgefallen; es drohte Mangel zu entstehen. Der Verfasser hatte sich die Preise des Ostseeroggens aus Bremen kommen lassen und übergab dem Ministerio eine Berechnung, wie hoch das Viertel⁴) mit Transport und allen übrigen Unkosten bis Kassel zu stehen kommen würde. Dies, besorgt, daß bei den aufgeregten Ge- [Gemütern]

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¹) Man beachte, daß die Niederschrift kurz vor der Revolution von 1848 erfolgte.

²) Siehe über ihn Mitteilungen 1905/6, Seite 50.

³) König Wilhelm I. von Preußen und Kaiser Alexander von Rußland übernachteten verschiedene Male im Hotel Bellevue am Bahnhof Guntershausen.

⁴) l Viertel = 1,6 hl.

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..	- 115 - Hessens Wohlstand ist durch den Regentenwechsel gerade nicht befördert worden. Dies liegt aber mehr in den politischen Verhältnissen überhaupt und den häuslichen Verhältnissen des Kurprinzen, als in dessen Charakter. In den politischen Verhältnissen ¹), da jeder Fürst fürchtet, es könnte zu einer Revolution kommen; sie suchen daher beizeiten ihren Säckel zu füllen und werfen sich, um einem solchen Falle vorzubeugen, in die Arme des Militärs. Dies ist zum ersten Stand im Staate geworden und es werden darauf manche Summen verwandt, die zum Besten der Bürger und des Landmanns besser angewandt werden könnten. Was die häuslichen Verhältnisse des Kurprinzen angeht, so lernte er in Bonn einen Offizier, namens Lehmann²) kennen. Dieser hatte eine hübsche Frau und 2 Kinder. Der Prinz verliebte sich in die Frau, kaufte sie dem Offizier ab, der sich von ihr scheiden ließ. Der Prinz vermählte sich mit ihr und zeugte mit ihr mehrere Kinder. Es ist natürlich, daß er für diese ein Vermögen zusammenspart, damit sie dereinst standesgemäß leben können, da sie vom Lande keine Apanage zu erwarten haben. Hierzu kommt noch das für Kassel Drückende, daß alle hohen Herrschaften Kassel mieden ³), um nicht der nicht ebenbürtigen Gemahlin des Kurprinzen ihre Huldigungen darbringen zu müssen. Die Gemahlin selbst ist eine gute Frau, mischt sich in keine Regierungsangelegenheiten und man hört nichts Böses von ihr. Ihre beiden Söhne erster Ehe sind zu Herren v. Scholley gemacht worden. Die Ernte war in diesem Jahre (1831) mittelmäßig ausgefallen; es drohte Mangel zu entstehen. Der Verfasser hatte sich die Preise des Ostseeroggens aus Bremen kommen lassen und übergab dem Ministerio eine Berechnung, wie hoch das Viertel⁴) mit Transport und allen übrigen Unkosten bis Kassel zu stehen kommen würde. Dies, besorgt, daß bei den aufgeregten Ge- [Gemütern] __________ ¹) Man beachte, daß die Niederschrift kurz vor der Revolution von 1848 erfolgte. ²) Siehe über ihn Mitteilungen 1905/6, Seite 50. ³) König Wilhelm I. von Preußen und Kaiser Alexander von Rußland übernachteten verschiedene Male im Hotel Bellevue am Bahnhof Guntershausen. ⁴) l Viertel = 1,6 hl.	..


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