- 24 -

[Jahrhundert] dert der aufstrebenden Stadtgemeinde die Äbte hemmend entgegentraten, waren im Laufe der Zeit immer bedenklicher geworden. Das trat besonders in die Erscheinung, als im 14. Jahrhundert ein tatkräftiger und heißblütiger Mann die Regierung des Stifts übernahm, der Abt Berthold von Völkershausen. Die Abtei befand sich damals in schwieriger innerer und äußerer Lage. Die Disziplin war gelockert und von dem einstigen Besitz bröckelte ein Stück nach dem anderen ab. Angesichts dieser Entwickelung mehrten sich die freundlichen Beziehungen zwischen der Stadt Hersfeld und den hessischen Landgrafen, vollends in den Wirrsalen des Sternerkrieges, jenem großen Ringen der ritterlichen und fürstlichen Kleingewalten Hessens gegen die stetig anwachsende Landgrafschaft. Eine Probe ihrer Anhänglichkeit an den Landgrafen hatten die Hersfelder Bürger schon bei jenem Kampfe abgelegt, der sich zwischen dem Sternerheer und den Landgräflichen unmittelbar vor den Toren der Stadt abgespielt hatte. Nun hieß es, offen Farbe zu bekennen, und wirklich kam es im Januar 1372 zu einem förmlichen Bündnis zwischen dem Stadtrat und dem Landgrafen, und damit sagte sich die Stadt von der Hoheit des Abtes los. Ein scharfer Kampf mußte nun folgen. Die furchtbare Vitalisnacht 1378 sah die Bürger als Sieger, aber der nun folgende Rachekrieg verzehrte die Kräfte der Stadt sowohl wie des Stiftes auf ein Menschenalter hinaus. 1381 beendete Landgraf Hermann den Kampf durch eine dauernde Sühne. Doch die Verfeindung des Landgrafen mit Thüringen entriß ihm auch diese mühsam errungene Hersfelder Frucht, und auch zwischen Stadt und Stift begann ein neuer und zäher Kampf. In dem obersten Beamten des Abts, dem Schultheiß Hermann Gerwig, fand sich ein Mann, der seine Amtsgewalt, seinen Reichtum und seine einflußreichen Familienbeziehungen dazu benutzte, die Unabhängigkeit der Stadt gegenüber dem Abt zusehends zu fördern. Wie nun Gerwig, der zugleich Lehnsmann des hessischen Landgrafen war, gegen den Abt gearbeitet hat, ist im einzelnen nicht mehr ersichtlich. 1414 kam es zu einem erneuten Bündnis