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so daß auch die Landesbibliothek reiche Proben bieten konnte dank der ihr 1686 durch Erbschaft zugefallenen Bibliothek des letzten Kurfürsten Karl von Pfalz-Simmern. Die Buchkunst Frankreichs war vertreten durch Proben aus der Zeit Ludwigs XIII. bis XV., aus der Bibliothek des Kardinals Mazarin, ferner durch einen im sog. „Fanfarenstil“ gehaltenen Band aus 1633, über dessen Deckel sich feines Filigrangewebe aus stilisierten Blütenranken zieht, daneben reizende kleine Sachen aus Frankreich, gestickte und seidene bemalte Kalender, galante Neujahrswünsche u. ä. Ganz andersartig sind die englischen Einbände, von denen eine Auswahl vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart gezeigt wurde, namentlich reich bestickte Bände aus dem 17. Jahrhundert, alles in schwererer und kräftigerer Linienführung als die französische Arbeit. In besonderen Abteilungen war die Buchbinderkunst Hessens, besonders Kassels, zusammengestellt. Hier fand man gestickte Adressen, meist an die hessischen Landgrafen, den Prachtband der Verfassung von 1831 mit dem großen Staatssiegel, eine ganze Fülle schöner Brokatpapiere, prächtige Bände der Wilhelmshöher Hofbibliothek, die in reichem Golddruck das fürstliche Wappen zeigen, auch einige Urkunden aus der Geschichte der Kasseler Buchbinderinnung, sowie deren Lade. Den Beschluß bildete eine Übersicht über moderne Kasseler Erzeugnisse, Verleger- wie Buchbinderbände, die in präziösen und geschmackvollen Einbänden den Kasseler Buchbindern hohe Ehre machten. Die innere Ausstattung wurde durch eine Reihe von Handschriften vorgeführt. Hier stand natürlich an erster Stelle das um 800 von zwei Fuldaer Mönchen auf die erste und letzte Seite eines Liber sapientiae geschriebene Hildebrandslied, der kostbarste Schatz der Bibliothek, der wohl 1632 bei der Besetzung Fuldas durch Wilhelm V. von Hessen mit der Jesuitenbibliothek nach Kassel gelangte, gleichfalls noch aus dem 8. Jahrhundert die Ausgabe des Beda in angelsächsischer Schrift, ein Graduale der Kaiserin Kunigunde (um 1020), Handschriften aus der Fuldaer Landesbibliothek, darunter die bis 1162 reichende Welfenchronik aus dem Kloster Weingarten

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