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worden war. Im siebenjährigen Kriege benutzten es die Franzosen während ihrer dreimaligen Besetzung Kassels als Fouragemagazin, 1763 wurde es als Lazarett für die Kasseler Garnison eingerichtet. Wenige Jahre später ließ Landgraf Friedrich II., der in seinem durch den siebenjährigen Krieg verarmten Lande das Handwerk wieder zur Blüte zu bringen suchte und namentlich dem Tuchmachergewerbe seine Unterstützung lieh, im „Jägerhaus“ eine Tuchfabrik anlegen, weshalb es eine Zeitlang den Namen „Fabrikhaus“ führte. Bald darauf wurde es daneben als Montierungsmagazin für die hessischen Truppen verwandt und enthielt auch die Lazarette des 1. Bataillons Garde und der Gardedukorps. Eine völlige Umgestaltung erfuhr der Bau unter Wilhelm IX., der einen Teil des „Fabrikhauses“ abreißen ließ, den Rest mit Wall und Graben befestigte, mit einer Zugbrücke versah und unter dem Namen „Kastell“ zum Staatsgefängnis bestimmte. Während der verschiedenen Aufstände gegen die westfälische Fremdherrschaft in den Jahren 1806/7 und 1809 füllten sich die Zellen des Kastells mit politischen Gefangenen, von denen sechs, der Fähnrich v. Hasserodt, der Wachtmeister Honemann, Oberst Emmerich, Professor Sternberg und die althessischen Soldaten Günther und Muth auf dem Forst, da, wo jetzt die Forsteiche steht, erschossen wurden. Auch von den im Kastell gefangen gehaltenen Fahnenflüchtigen wurden viele auf dem Forst und auf dem Kratzenberg erschossen. Manchmal gelang es auch einem der Gefangenen, zu entfliehen. So schilderte Redner die abenteuerliche Flucht der Leutnants v. Girsewald, Berner und Schmalhaus, die sich am Dörnbergschen Aufstand beteiligt hatten. Die 1813 in Kassel einrückenden Russen befreiten alle im Kastell befindlichen Gefangenen, doch nach der Rückkehr der Franzosen füllten sich die Räume bald wieder von neuem, um sich nach der Vertreibung Jérômes am 25. Oktober 1813 abermals zu leeren. Eine Rolle spielte dann das Kastell wieder unter Kurfürst Wilhelm II. zur Zeit der bekannten Drohbriefe. Eine Anzahl Verdächtiger wurde damals im Kastell inhaftiert. Die revolutionären Bewegungen der 1830er Jahre brachten

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