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[Burschenschaft] schenschaft reiche Aufschlüsse geboten hätten. Die anschließenden Erörterungen, an denen sich Generalsuperintendent D. Werner, Geheimrat Hartwig und der Vortragende beteiligten, bezogen sich hauptsächlich auf die Stellung Vilmars zur Tat Sands. Daß die radikalen Gedanken der Gießener Follen und Weidig zeitweilig auf Vilmar und einige andere Eindruck gemacht hatten, im allgemeinen aber die Marburger Burschenschaft viel gemäßigter war, wurde allgemein anerkannt. Landgerichtsrat Heer betonte, daß Vilmars Hoch auf Sand nicht vereinzelt dastehe, sondern auch sonst vielfach Mitgefühl mit dem Wahne Sands, dem Märtyrer der Freiheit, zum Ausdruck komme. Viel Interesse erregten die Stammbuchblätter, die Landgerichtsrat Heer in stattlicher Zahl auslegte, und ein Bild Karl Sands.

Eine kleine Mitteilung machte zuletzt Bibliothekar Dr. Fabricius über ein jüngst in Lutz’ Memoirenbibliothek erschienenes Buch, einen Roman, betreffend die Lebensgeschichte Krimers, der keineswegs als Quelle für die Geschichte des Lützower Korps angesehen werden dürfe. Wie so vieles darin erlogen sei, so sei auch zu beanstanden, was er von seinem Durchmarsch durch Hessen über die Häßlichkeit der Frauen und über die üble Verköstigung erzähle.

 

4. Montag, den 26. Januar 1914 erfreute der Gießener Professor der Kunstgeschichte Christian Rauch die Mitglieder in einem kleineren Saale des Philippshauses durch einen Vortrag über „Die Kaiserpfalz Karls des Großen zu Ingelheim am Rhein und ihre Ausgrabung“. Der Vortragende gab zunächst die historische Grundlegung für die Erforschung der Ingelheimer Kaiserpfalz. Von einer Besiedelung des Pfalzgebietes in römischer Zeit sind uns keine Nachrichten und größere zusammenhängende Reste überliefert, doch weisen die zahlreichen Funde und strategische Überlegungen darauf hin. Wie die urkundlichen Quellen ergeben, lag bis auf Karls des Großen Zeit eine villa regia in Ingelheim, die zwischen den Jahren 788 und 807 durch ein palatium, eine Pfalz im

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