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tadelte doch dabei schon ihr Kleben an den äußeren Formen und das Hineintragen sträflicher Zwecke. Sein Bild von der Burschenschaft war schon ein schiefes geworden.

Auch ein weiterer Bruder Vilmars, der früh verstorbene Ferdinand, gehörte 1830—33 der Marburger Burschenschaft an. Als nun 1833 infolge des mit Hilfe eines Teils der Burschenschaften bewerkstelligten Frankfurter Wachensturmes die Katastrophe über die Burschenschaft und ihre Mitglieder hereinbrach, und auch Ferdinand Vilmar in Gefahr stand, in sie verwickelt zu werden, da äußerte August Vilmar sich zum ersten Male wirklich abfällig über die Burschenschaft, der von Anfang an nur ein Begriff, nicht das Leben zugrunde gelegen habe, die deshalb jeder Verirrung der Zeit zugänglich gewesen und zuletzt in roheste Gassenpolitik und destruktive Gottlosigkeit verfallen sei. Der Keim dazu sei, wenn auch damals noch unbemerkbar, schon zu seiner Zeit vorhanden gewesen.

Als dann in den 40er Jahren die burschenschaftlichen Bestrebungen in Marburg sich wieder regten, namentlich aber in der Zeit von Vilmars Tätigkeit als Ministerialrat ist Vilmar direkt feindlich der Burschenschaft entgegengetreten. Wie viele seiner Zeitgenossen hatte er innerlich mit den Idealen seiner Jugend gebrochen, wenn er auch nicht zu denen gehört, die ihre einstige Zugehörigkeit zu der mißliebig gewordenen Burschenschaft ableugneten. Es ist nicht zu bestreiten, daß dabei auch die Tatsache mitgewirkt hat, daß die Burschenschaft unter dem Einflusse der Zeit nicht unverwandelt geblieben war. Es kam hinzu, daß Vilmar nicht nur aus dem freisinnig und nationalistisch denkenden Jüngling zu einem konservativen hochkirchlich gesinnten Mann geworden war, sondern vor allem der das studentische Duell nicht verschmähende Student jetzt dessen eifriger Gegner geworden war.

Den Vortragenden lohnte reicher Beifall. Der Vorsitzende dankte ihm für seine inhaltsreichen Ausführungen, die nicht nur über die Beziehungen Vilmars zur Burschenschaft, sondern auch über das Studentenleben in Marburg und über die Entwicklung der Bur- [Burschenschaft]

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