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- 116 - Diplomat
in hessischen Diensten tätig; seine erste Mission führte
ihn 1765—1768 nach Holland, wo er mit Verhandlungen wegen rückständiger
Subsidien beauftragt war. Von 1769
bis 1775 aber war er am Berliner Hofe als Gesandter beglaubigt;
doch fällt in diese Zeit auch eine außerordentliche Sendung nach Wien,
die ihn 1770/71 fast anderthalb Jahre von Berlin fernhielt. In diese
Berliner Tätigkeit fallen vor allem die Verhandlungen Landgraf Friedrichs
II. mit König Friedrich von Preußen wegen der Hanauer Angelegenheit,
wegen der dem Landgrafen von den polnischen Konföderierten angebotenen
polnischen Königskrone und die zweite Vermählung des Landgrafen mit
der preußischen Prinzessin Philippine von Schwedt (Jan. 1773). Die in
festgesetzten Jahresraten erfolgenden Zahlungen der Mitgift dieser Prinzessin, die durch seine Hand gingen, verleiteten
den schon längst in schweren Geldnöten steckenden Diplomaten, diese
Gelder zu seinem eigenen Vorteil
zu verwenden. Die Entdeckung erfolgte bei Gelegenheit einer Rückberufung
des Gesandten im Frühjahr 1775;
der Graf wurde in Kassel verhaftet und, da er keine Sicherheit für Wiedererlangung
der unterschlagenen Summen zu geben
vermochte, auf Spangenberg
gefangen gesetzt. Seine Verteidigung führte zur Entschuldigung
seines Vergehens ausschließlich in eingehender Darlegung die ungenügende
Besoldung an, unter der er während seiner ganzen diplomatischen Laufbahn
schwer gelitten habe. Da er in seiner Haft auf Spangenberg wegen Erkrankung
verschiedene Vergünstigungen genoß, gelang es ihm im Dezember 1775 am
hellen lichten Tage von der Festung mit Hilfe seiner Bedienten und Freunde
zu entfliehen. Nachdem er vergebens versucht hatte, den Schutz König Friedrichs
des Großen, an dessen Hof er sich immer noch mancher Fürsprache erfreute,
und seines Ministers anzurufen, wobei er sich als den unschuldig Verfolgten
aufzuspielen suchte, entkam er nach England. Trotz des Skandals, den
seine Handlungsweise verursacht hatte, tauchte er nach einigen Jahren
(1780) als portugiesischer Gesandter wieder in Wien auf, und auch von hessischer Seite vermied man es, durch |
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