MHG, 1915/16, Seite 40

- 40 -

Königsstraße nahm schon früh das einfach gehaltene „herrschaftliche“, d. h. staatliche Postgebäude, das mit einem Flügel in der Poststraße, mit dem ändern in der untern Königsstraße lag, ein. (S. Brunner, Geschichte der Residenzstadt Cassel, S. 287.)

Der untere Teil des Königsplatzes vor der 1770 fertig gestellten Garnisonkirche (s. Brunner a. a. 0., S. 288), bis einerseits zur untern Königsstraße, andererseits bis zur Ludwigsstraße (heute untere Karlsstraße), versah du Ry mit je einem praktischen niedrigen Hallengebäude. Im Brandversicherungsregister sind sie mit „die erste Halle“ und „die zweite Halle“ bezeichnet. Die erste Halle, mit einem langen Flügel in der untern Königsstraße bis zum Druselplatz, enthielt Posthalle und Ställe, aber auch die Kriegersche Buchhandlung. Die jetzt hinter ihr laufende Turmgasse hieß deshalb früher „Hinter den Baracken“. An Stelle der ersten Halle, die im Jahre 1829 abgerissen wurde, entstanden im Jahr 1830 fünf mehrstöckige Bürgerhäuser, davon zwei am Königsplatz (Nr. 38 und 40), zwei in der untern Königsstraße (Nr. 44 und 46), dazwischen das Eckhaus (Nr. 42). Die Häuser Nr. 38 und 40 sind vom Schneidermeister Hanusch, Nr. 42 und 46 vom Tapezierer Thoele und N. 44 vom Maurermeister Losch erbaut.

Die zweite Halle wurde bereits im 18. Jahrhundert als Bürgerschule verwendet, ist 1860 in städtischen Besitz gekommen, zu Verkaufshallen und Gesellschaftsräumen eingerichtet und einige Jahrzehnte später durch zwei hohe massive Häuser ersetzt worden.

Zu erwähnen ist noch das Stockhaus in der Ludwigsstraße (unt. Karlsstraße), das am heutigen Fischbrunnen stand, etwa auf der Stelle der Häuser Nr. 12 und 14. Der halbkreisförmige Bogen, den heute die vordern Seiten der Häuser 10 uud [und] 12 bilden, war damals nur ein Viertelkreis, das Stockhaus reichte von der Grenze zwischen den Häusern 10 und 12 bis zum „seidenen Strümpfchen“, doch war hier seine rechte Schulter mehr zurückgezogen als die des Hauses Nr. 14.

Kassel wurde bald nach der Entfestigung mit einer niedrigen Zollmauer umgeben, die von der

vorherige Seite - zurück - nächste Seite


..	- 40 - Königsstraße nahm schon früh das einfach gehaltene „herrschaftliche“, d. h. staatliche Postgebäude, das mit einem Flügel in der Poststraße, mit dem ändern in der untern Königsstraße lag, ein. (S. Brunner, Geschichte der Residenzstadt Cassel, S. 287.) Der untere Teil des Königsplatzes vor der 1770 fertig gestellten Garnisonkirche (s. Brunner a. a. 0., S. 288), bis einerseits zur untern Königsstraße, andererseits bis zur Ludwigsstraße (heute untere Karlsstraße), versah du Ry mit je einem praktischen niedrigen Hallengebäude. Im Brandversicherungsregister sind sie mit „die erste Halle“ und „die zweite Halle“ bezeichnet. Die erste Halle, mit einem langen Flügel in der untern Königsstraße bis zum Druselplatz, enthielt Posthalle und Ställe, aber auch die Kriegersche Buchhandlung. Die jetzt hinter ihr laufende Turmgasse hieß deshalb früher „Hinter den Baracken“. An Stelle der ersten Halle, die im Jahre 1829 abgerissen wurde, entstanden im Jahr 1830 fünf mehrstöckige Bürgerhäuser, davon zwei am Königsplatz (Nr. 38 und 40), zwei in der untern Königsstraße (Nr. 44 und 46), dazwischen das Eckhaus (Nr. 42). Die Häuser Nr. 38 und 40 sind vom Schneidermeister Hanusch, Nr. 42 und 46 vom Tapezierer Thoele und N. 44 vom Maurermeister Losch erbaut. Die zweite Halle wurde bereits im 18. Jahrhundert als Bürgerschule verwendet, ist 1860 in städtischen Besitz gekommen, zu Verkaufshallen und Gesellschaftsräumen eingerichtet und einige Jahrzehnte später durch zwei hohe massive Häuser ersetzt worden. Zu erwähnen ist noch das Stockhaus in der Ludwigsstraße (unt. Karlsstraße), das am heutigen Fischbrunnen stand, etwa auf der Stelle der Häuser Nr. 12 und 14. Der halbkreisförmige Bogen, den heute die vordern Seiten der Häuser 10 uud [und] 12 bilden, war damals nur ein Viertelkreis, das Stockhaus reichte von der Grenze zwischen den Häusern 10 und 12 bis zum „seidenen Strümpfchen“, doch war hier seine rechte Schulter mehr zurückgezogen als die des Hauses Nr. 14. Kassel wurde bald nach der Entfestigung mit einer niedrigen Zollmauer umgeben, die von der	..


vorherige Seite - zurück - nächste Seite