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solten. Es wurde dagegen diesen 2 Gg. pro Mann täglich, statt des Brods ausgezahlt“. Als Anfang November das Korps über den Rhein gegangen war, wurde für die Verpflegung der Leute auf den Märschen nach Oberhessen bestimmt, daß sie, „wenn sie das Brod nicht in Natur empfangen konnten, täglich 2 Albus Hessische Währung erhielten und die übrige Zehrung bezahlten“.

Es ist kein Wunder, daß unter den Geschichtsquellen der so bedeutsamen Zeit, in der nach Goethes Urteil „eine neue Epoche der Weltgeschichte anfing“, die persönlichen Briefe der Krieger nur einen sehr bescheidenen Platz einnehmen. Wie die Postbehörde über den Wert des Briefwechsels zwischen den Mannschaften und ihren Angehörigen dachte, ist aus den durch den Druck hervorgehobenen Zeilen in Nr. l deutlich genug zu erkennen. So erklärt es sich denn schon hieraus zur Genüge — abgesehen von den Hindernissen, die das Kriegsleben zumal in einem so unglücklich verlaufenden Feldzug bereitete —, daß es vielen so ergangen sein wird wie dem eben erwähnten Kasseler, einem wackeren Soldaten und rücksichtsvollen Sohne, der in Aussicht stellt, „so Gott will, alle vier Wochen“ einen Brief an die Eltern zu schicken, aber ein Vierteljahr später, schon wieder bis Marburg zurückgekehrt, mit triftigen Gründen sich entschuldigt, daß er so lange keinen einzigen geschrieben. In diesem Fall trägt allerdings der Dienst und das Übermaß der „Mühseligkeiten auf unserer Retirade“ die Hauptschuld, aber derselbe Briefschreiber hat schon vorher erklärt: „oft und an jeden (der Freunde und Bekannten) zu schreiben wäre zu kostspielig“.

An einen Ersatz der brieflichen Mitteilungen durch Zeitungsnachrichten ist für jene Zeit nicht von ferne zu denken. Soweit ich sehe, kam z. B. für die Bewohner Kassels und seines Umkreises nur die „Hessische Zeitung“ in Betracht, die wöchentlich drei- bis viermal erschien. Sie berührte nur selten die Schicksale des hessischen Heeres auf dem Marsch und in Feindesland. Wann und wie es geschah, mögen einige Proben zeigen.

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