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schmückung [Ausschmückungen] wurde dem Marburger Meister Johann von der Leiten († 1530), der vor allem durch die Flügelaltäre in der Elisabethkirche bekannt ist, übertragen. Er löste — gleichzeitig mit der Fertigstellung des Baues (1525) — seine Aufgabe in ebenso einfacher wie origineller Weise. Die Ecken an den drei Fensterwänden erhielten unmittelbar auf dem Stein breite schwarze Streifen; auch die Laibungen und Pfosten wurden in Anlehnung an die architektonischen Formen mit Schwarz und Rot bemalt. Die nur durch eine Tür unterbrochene nördliche Längswand aus Fachwerk erhielt eine ganz dünne Putzschicht, die unter Benutzung der Balkenkonstruktion mit Horizontal- und Vertikalleisten von 30 cm Breite bemalt wurde. Die Kunst des Meisters beschränkte sich auf ein Madonnenbild und 13 „Bossen“, wie es in der Stadtrechnung heißt. Ein Teil des Marienbildes mit der Türumrahmung kam unter der späteren Vertäfelung nach deren Wegnahme zum Vorschein. Sehr bald wurde aber diese erste Bemalung durch eine andere ersetzt. Der Saal erhielt eine reiche Holzverkleidung, die Fläche darauf wurde neu getüncht und in den Jahren 1545, 1546 und 1550, 1551 aufs reichste bemalt. Von diesen Gemälden sind zwei größere Stücke, wenn auch z. T. in sehr beschädigtem Zustande, erhalten. Rechts von der Eingangstür an der Nordwand befindet sich oben ein Teil des Stammbaums des Fürstenhauses, dessen einzelne Glieder, in Halbfigur dargestellt, ihren Wappenschild vor sich halten. Darunter waren die Taten Philipps des Großmütigen verewigt, wovon allerdings nur noch einzelne Namen, wie „Frankenhausen“ (1525), „Gefancknus Herzog Heinrichs von Braunschweig“ (1545), „Ingolstat“ (1546) Zeugnis ablegen; die Bilder selbst sind fast ganz zerstört. Ein anderes Bild, an der östlichen Seite der Südwand, ist für die Stadtgeschichte von besonderem Interesse. Nicht, als ob ein besonderes Ereignis aus dem Jahr 1551 — diese Jahreszahl ist über die Mitte angebracht — dargestellt würde. Das Bild zeigt vielmehr eine typische Gerichtssitzung und hat den Zweck, das städtische Schöffenkolleg in Porträts auf die Nach- [Nachwelt]

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