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weit zu bringen. Alle Namen der Darsteller, die durch Spruchbänder über den Köpfen kenntlich gemacht sind, lassen sich mit Hilfe der gleichzeitigen Gerichtsbücher ergänzen. An dem Gerichtstische sitzt in würdevoller Haltung der Schultheiß Kurt Heß, gegenüber der erste Bürgermeister Johann Blankenheim. Ihnen reihen sich auf beiden Seiten die ändern Schöffen an: Dr. Johann Hamer, zugleich Hofgerichtsprokurator, Virgilius Schwan, Ditmar Dietz, Heinrich Spieß, Wigand Happel u. a., Männer, die in der Stadt- und Landesgeschichte eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben. Dem Richtertisch gegenüber, im Vordergrunde, sitzt in Rückenansicht der Stadt- und Gerichtsschreiber Simori Hinz, zu beiden Seiten stehen der Büttel und der Ding wart mit Stäben in den Händen. Vor der Schranke, die nach vorn die Gerichtsstätte abschließt, stehen Zuschauer, interessante Typen der Bevölkerung Marburgs. Der Künstler, dem wir diese Bilder verdanken, war der Universitätsmaler Georg Thomas aus Basel, ein Sohn des Baseler Malers Hermann Thomas aus Thann im Elsaß. Georg Thomas wurde 1534 in die Universitätsmatrikel eingetragen und findet sich bis 1555 im
Dienst der Universität. Er ist vielfach als Formschneider tätig gewesen, hat u. a. Dryanders Anatomie (1537) illustriert, die Matrikel mit Wappen geschmückt, die Porträts des Landgrafen Philipp und der Marburger Professoren in Holz geschnitten und außer den großen Wandbildern mancherlei Arbeiten für die Stadt ausgeführt. Er wirkte noch 1567. Hoffentlich gelingt es, die nötigen Mittel aufzubringen, um die künstlerisch nicht unbedeutenden, kunstgeschichtlich schon wegen der Bereicherung unserer Kenntnis der älteren Dekorationskunst interessanten, für die Stadtgeschichte aber höchst bedeutungsvollen Bilder wenigstens in zuverlässigen Nachbildungen zu erhalten, soweit nicht —etwa durch sorgfältiges Ablösen der bemalten Tünchschichten — die Originale gerettet werden können. Der Vortragende konnte seine Mitteilungen durch Skizzen, vortreffliche Photographien, die wiederum Prof. Hamann zur Verfügung gestellt hatte, und durcheine Zeichnung Otto Ubbelohdes anschaulich machen.

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