A. Bericht über die Tätigkeit
des Hauptvereins
I. 1939-1945
Zum ersten Male seit dreizehn Jahren erscheinen wieder die „Mitteilungen“. Um
den Zusammenhang der Vereinsgeschichte
zu wahren, seien die wichtigsten Vorkommnisse aus dem Vereinsleben
in den letztvergangenen zwölf Jahren hier zusammengestellt, mögen sie
auch gegenüber dem gewaltigen Geschehen dieser Jahre und den Nöten und
Sorgen der Gegenwart noch so belanglos
erscheinen.
Die letzte Jahreshauptversammlung fand vom 4. bis 6. August 1939 in Marburg
statt. Trotz der bedrohlichen politischen Lage nahm sie mit Vorträgen,
Führungen und einer wohlgelungenen, wenn auch vom Wetter wenig begünstigten
Autobusfahrt Amöneburg—Ebsdorfer
Grund—Frauenberg den herkömmlichen Verlauf.
Die Versammlung ernannte den Vorsitzenden des Marburger Zweigvereins, Professor
Kürschner, aus Anlaß der mit
der Hauptversammlung verbundenen Hundertjahrfeier dieses Vereins zum Ehrenmitglied. Zum stellvertretenden
Vorsitzenden des Gesamtvorstandes wählte sie Dr. Friderici-
Kassel.
Dieser führte dann, nachdem der 1. Vorsitzende,
der Schriftführer und der stellv. Schriftführer kurz nacheinander zum Heeresdienst einberufen worden waren, die Geschäfte
des Vereins, zuletzt — nach dem Soldatentod des 1. Vorsitzenden (März
1944) — als 1. Vorsitzender. Aus politischen Rücksichten gab er im Herbst
1945 den Vorsitz an den früheren Vorsitzenden, Bibliotheksdirektor Dr.
Hopf, zurück, der s. Zt.
(1938) den Vorsitz ebenfalls aus
politischen Erwägungen niedergelegt hatte.
Die Stellen des stellv. Vorsitzenden, des Schriftführers und des stellv. Schriftführers
blieben unbesetzt. Die Kassenführung blieb bis Ende des Jahres 1943
in den Händen des bisherigen Kassenführers, Bankdirektor i. R. Boppenhausen.
Als dieser, im Oktober 1943 ausgebombt,
Kassel verließ, übernahm sie Herr E. Woringer.
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Während der Berichtszeit gelang es, den Verein vor der Gleichschaltung und der
Eingliederung in eine Parteiorganisation zu bewahren, so daß seine Arbeit,
wenn auch mit Vorsicht, in den bisherigen Bahnen fortgesetzt werden konnte.
Im Jahre 1940 erschien zum 85. Geburtstag des Ehrenvorsitzenden A. Woringer
Band 62 der ZHG. Band 63 wurde vorbereitet und befand sich nach
Überwindung zahlloser Schwierigkeiten
bereits im Druck, als die Zeitverhältnisse ein Erscheinen unmöglich
machten (1944). Druckfertig war auch eine umfangreiche Doppelnummer
der „Mitteilungen“, die aber ebensowenig erscheinen konnte.
Nachdem der Verein schon bei dem Brande der Landesbibliothek zu Kassel (1941)
eine kleinere Einbuße erlitten hatte, verlor er in der Unglücksnacht
vom 22. zum 23. Oktober 1943 seine sehr wertvolle Bibliothek, dazu die
Sammlung von Bildern aller Art, die in den hundert Jahren seines Bestehens zusammengekommen
war. Die Sammlungen waren aus dem besonders bedrohten Gebäude
der Landesbibliothek in das anscheinend weniger gefährdete Gebäude der
Gemäldegalerie verlagert worden, zu dem eigentlich gebotenen Abtransport
der umfangreichen Bestände aus Kassel hatte es aber an Packmaterial
und an helfenden Händen gefehlt.
Die Kassenlage des Vereins gestaltete sich trotz der Ausgaben für die Drucklegung
des Bandes 62 der ZHG so günstig, daß auch nach Abdeckung früherer Verbindlichkeiten
die Finanzierung des Bandes 63 der ZHG gesichert war.
Zu Ehrenmitgliedern ernannte der Verein
den Vorsitzenden des Marburger Zweigvereins, Professor Kürschner (1939), und den Buchhändler Herrn
Braun, Inhaber der Firma
Braun-Elwert in Marburg, wegen seiner Verdienste als Verleger heimatgeschichtlichen und heimatkundlichen Schrifttums
anläßlich seines 50jährigen Berufsjubiläums
(1943).
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