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stehen [Bestehen] feierte, darf ich erwähnen, daß das Germanische Museum in Nürnberg, das vor 8 Tagen seine Hundertjahrfeier glanzvoll beging, und das Römisch-Germanische Museum in Mainz, dessen Hundertjahrfeier in vier Wochen bevorsteht, Töchter dieses unseres Gesamtvereins sind.

Von der Vereinsgeschichte wendet sich unser Blick der hess. Geschichte zu, und es darf daran erinnert werden, daß am 20. August — am nächsten Mittwoch — zum 150. Male der Geburtstag des letzten Kurfürsten sich jährt. Was Friedrich Wilhelm I. als Politiker war und wollte, wird die Geschichte zu beurteilen haben — bis jetzt hat es immer noch nur die Politik getan. Wir wollen nur einer Eigenschaft des Menschen gedenken, die manches andere vergessen läßt und den letzten Kurfürsten gerade unserem Kreise nahe bringt: seine tiefe Heimatliebe — eine Eigenschaft, in der er, wie übrigens in mancher anderen auch, ein rechter Hesse gewesen ist.

Lassen Sie mich schließlich noch einen Blick tun in die jüngste Vergangenheit: Vor 13 Jahren, im August 1939, unmittelbar vor dem Kriege, fand die letzte Hauptversammlung in Marburg statt. Die Erinnerung an sie verbindet sich mit der Erinnerung an so manchen, der damals noch froh unter uns saß, und das ubi sunt, qui ante nos in mundo fuere kommt mir in den Sinn. Da sehe ich unseren unvergeßlichen Ehrenvorsitzenden A. Woringer, ich sehe unser Ehrenmitglied Heer, den Historiker der Burschenschaft, Wilhelm Kürschner, den Verfasser der Marburger Geschichte, der erst vor wenigen Wochen unerwartet von uns ging, ich sehe unseren Kassenwart, W. Boppenhausen, seinen Kassenbericht abstatten, ich sehe unseren jungen 1. Vorsitzenden H. Kramm, der, damals schon Soldat, noch gegen Ende des Krieges in Kurland gefallen ist.“

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Nachdem die Versammlung die Toten des Vereins durch Erheben von den Sitzen geehrt hatte, begrüßte Herr Landeshauptmann H ä r i n g die zur ersten gemeinsamen Veranstaltung der Zweigvereine des Hessischen Geschichtsvereins seit 1940 Erschienenen. Er betonte das tätige Interesse des Kommunalverbandes an allen kulturellen Fragen. Heimatgeschichtliche Forschung könne nicht nur Sache der Fachgelehrten sein. Zu der Frage der Verwaltungsreform sagte er: Es kann nicht Aufgabe des Historikers sein, alles beim alten zu belassen. Aber es ist daran festzuhalten, daß ein Staat nur lebendig wird durch die Mitarbeit aller. Je mehr die breitesten Bevölkerungsschichten eines Landes an der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten teilnehmen, desto gesunder werden die politischen Verhältnisse und die Lebensverhältnisse jedes Einzelnen in diesem Lande sein.

Der Bürgermeister von Bad Hersfeld betonte in seiner Begrüßungsansprache die Bedeutung der Geschichtsforschung für die Heimatgeschichte. Er hoffe, daß auch in Bad Hersfeld wieder bald ein Geschichtsverein entstehen möge, und wünsche der Tagung vollen Erfolg.

Der bedeutsame Festvortrag von Oberstudiendirektor a. D. Dr. Schoof: „Die Straßennamen als Geschichtsquelle mit besonderer Berücksichtigung der Hersfelder Straßennamen“ ist in Band 64 unserer Zeitschrift auf S. 18 ff. abgedruckt.

Herr Friderici gab sodann die Verleihung der Ehrenmitgliedschaften an S. K. H. Landgraf Philipp v. Hessen und die Herren Frey-Gelnhausen, Gutbier-Marburg, Jacob-Kassel, Neuhaus-Hersfeld und Schoof-Willingshausen bekannt und überreichte dem Ehrenvorsitzenden, Herrn Dr. Hopf, das Diplom und den ihm anläßlich seines 75. Geburtstages gewidmeten 63. Band der Zeitschrift in einem Einband von Buchbindermeister Berard-Kassel.

Nach der Schlußmusik und den Dankesworten des Vorsitzenden wurde die Sitzung geschlossen.

Auf das gemeinsam eingenommene Mittagessen folgten fachkundige Führungen durch dieRuine der Stiftskirche und das reichhaltige Museum. Eine festliche Kaffeetafel im Kurpark beschloß den ereignisreichen Tag.                        v. Both

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