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HUNDERTFÜNFZIG JAHRE

VEREIN FÜR HESSISCHE GESCHICHTE UND LANDESKUNDE

 

Hans-Enno Korn

Im Juni des Jahres 1984 wird der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde die Hundertfünfzigjahrfeier seiner -Gründung in Kassel festlich begehen. Mit rund 2300 Mitgliedern gehört der hessische Geschichtsverein heute zu den größten deutschen Geschichtsvereinen; in seinen sechszehn Zweigvereinen von Hofgeismar bis Gelnhausen sammelt er Geschichtsfreunde aus dem Raum des alten Kurhessen, versucht, durch Vortragsabende und landeskundliche Fahrten geschichtliches Bewußtsein neu zu wecken und arbeitet durch seine Mitglieder in vielen Gremien mit, die sich die Pflege und Bewahrung des kulturellen Erbes unserer Heimat zum Ziel gesetzt haben.

Im August 1834 unternahmen die beiden Kasseler Bibliothekare Dr. Karl Bernhardi und Dr. Heinrich Schubart zusammen mit dem Archivar Georg Landau einen Ausflug nach Zierenberg. Diese Wanderung durch die Schönheit des hessischen Berglandes mit den Ruinen der alten Ritterburgen ließ in ihnen den Plan reifen, auch in Kurhessen einen Geschichtsverein ins Leben zu rufen, wie er in den benachbarten Landschaften schon bestand: in Nassau war 1812 der Verein für nassauische Altertumskunde gegründet worden, in Thüringen 1819 der Thüringisch-Sächsische Verein für Erforschung des vaterländischen Altertums, in Westfalen 1824 der Verein für westfälische Geschichte und Altertumskunde, in Hessen-Darmstadt im Vorjahr der Historische Verein für Hessen. Zwar wollte man nicht dem Hang zu romantischer Verklärung erliegen, aber die Romantik hatte doch die Begeisterung für das deutsche Mittelalter geweckt. Der Freiherr von Stein hatte 1819 die Monumenta Germaniae Historica ins Leben gerufen, deren Aufgabe bis heute die wissenschaftliche Edition von Quellen zur deutschen Geschichte ist. Auf ihn beriefen sich Bernhardi, Landau, Schubart und der Direktor des kurhessischen Staatsarchivs, Christoph von Rommel, in ihrem Aufruf zur Gründung eines kurhessischen Geschichtsvereins vom 16. August 1834, der ein so großes Echo hatte, daß schon Ende 1834 die erste Hauptversammlung abgehalten werden konnte.

Den Vorsitz des jungen Vereins übernahm Dr. Christoph von Rommel (1781-1859), der Direktor des Haus- und Staatsarchivs und der Landesbibliothek in Kassel. Er war ein Staatshistoriker alter Schule, dessen "Geschichte von Hessen" (10 Bände, 1820-1858) noch heute die breiteste Darstellung der hessischen Geschichte ist. Karl Bernhardi (1799-1874, seit 1859 Nachfolger Rommels im Vorsitz des Vereins) war 1829 Nachfolger Jacob Grimms an der Landesbibliothek geworden. Er war ein politischer Kopf, der sich auf vielen Gebieten öffentliche Anerkennung erwarb. 1848 wurde er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, 1867/68 gehörte er dem Preußischen Abgeordnetenhause und 1867/69 dem Reichstag des Norddeutschen Bundes an. Georg Landau (1807-1865) ist von den Gründern des Vereins wohl für die Geschichtswissenschaft über Hessen hinaus am bedeutendsten geworden: mit seinen vielfältigen historischen Arbeiten überwand er die Grenzen der politischen und Staatshistorie alten Stils und ist

 

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