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damit zu einem der Väter der historischen Disziplin geworden, die erst im 20. Jahrhundert als "Geschichtliche Landeskunde" voll anerkannt worden ist.

Das Programm des jungen Vereins wirkt noch heute ausgesprochen modern: nicht nur die politische Geschichte und ihre Erforschung war sein Ziel, sondern der gesamte Bereich dessen, was wir heute "Geschichtliche Landeskunde" mit all ihren Verflechtungen im weitesten Sinne nennen: Mundart- und Flurnamenforschung, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Volkskunde in allen ihren Sparten, Wappen-, Siegel- und Familienkunde, die Erarbeitung historischer Karten, Kunst- und Denkmalspflege - heute allgemein anerkannte wissenschaftliche Fächer an unseren Universitäten oder Aufgabe von wissenschaftlichen Instituten, bei denen der Geschichtsverein für sich in Anspruch nehmen kann, anregend und für die Wissenschaft fruchtbar geworden zu sein. Natürlich spielten Grabungen und das Sammeln von Urkunden und Museumsgut eine große Rolle: das Landesmuseum in Kassel und das Marburger Universitätsmuseum bewahren heute den reichen Fundus der Sammlungen des Vereins.

Der Veröffentlichung von Forschungsergebnissen und ihrer Verbreitung dient seit 1837 die "Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde", deren 90. Band in diesem Jahre erscheinen wird - den Nachdruck des 1. Bandes von 1837 werden die Mitglieder als Geburtstagsgabe zum Jubiläum erhalten.

Von Anfang an aber stand nicht nur die hessische Geschichte im Mittelpunkt des Interesses. Sofort wurden Verbindungen zu den Geschichtsvereinen in allen deutschen Landschaften geknüpft, mit denen man bis heute in Schriftentausch steht. Und weil man die hessische Geschichte als Teil der deutschen Geschichte empfand, war es selbstverständlich, daß der Verein im Jahre 1852 zum Gründungsmitglied des "Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine" wurde, der 1984 den "Tag der Landesgeschichte" zum Vereinsjubiläum in Kassel abhalten wird.

War der Geschichtsverein zu Anfang ein Verein von Honoratioren und Akademikern, so umfaßt er heute Mitglieder aus allen Schichten, vom Kaufmann bis zum Handwerker und Landwirt, vom Universitätsprofessor bis zum Schüler. Mit der Ausweitung der Mitgliederzahl auf über 2000 ist zugleich eine Verlagerung der Tätigkeit des Vereins vor sich gegangen. Sie geschieht heute vor allem in den 16 Zweigvereinen - der jüngste Zweigverein wurde 1981 in Hofgeismar gegründet -, die im Sommer landeskundliche Studienfahrten unternehmen, während die Wintermonate Vortragsabenden über die verschiedensten Themen aus den Arbeitsgebieten des Vereins gewidmet sind. Dabei arbeiten die einzelnen Zweigvereine an vielen Orten aufs beste mit den Volkshochschulen und anderen Vereinen zusammen. Der Hauptverein gibt die Zeitschrift des Vereins heraus und richtet die Jahresversammlungen aus, die jährlich jeweils an einem anderen Ort des alten Kurhessen stattfinden.

Das Jahr 1984 wird für den Geschichtsverein ein festliches Jahr werden. Haben sich auch die Zeiten seit der Gründung des Vereins völlig verändert, so sind seine Ziele und Aufgaben im Grunde unverändert geblieben. Das überall sichtbar werdende Interesse an der Geschichte unserer Heimat, an den wieder als schön empfundenen

 

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