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In seiner abschließenden Äußerung allein ist dem Verfasser des Textes der Schau tafel rechtzugeben - wenn er mit Bezug auf die parteipolemische Propaganda, wie sie im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Hessen geführt wurde, feststellt, daß sie "das Bild von Hessen und Kassel für sehr lange Zeit" prägte. Seine eigene Auslassung zeigt, daß auch die Gegenwart von Hessen und Kassel noch von solcher Propaganda betroffen ist.

  

Ich schlage deshalb vor, daß angesichts des Fehlens neuerer gedruckter deutschsprachiger Darstellungen der Teilnahme von deutschen Hilfstruppen am amerikani schen Unabhängigkeitskrieg durch die hessische Landesregierung ein Symposion von Fachhistorikern eingerichtet wird, das zur Frage der Beurteilung der Subsidien- verträge in unserer Zeit Stellung nimmt.

  

gez. Dr. Erich Hildebrand

  

In einem Dankbrief teilt unser Ehrenmitglied Prof. Dr. Walter Heinemeyer (Marburg) mit Schreiben vom 7.8.1985 Herrn Dr. Hildebrand unter anderem folgendes mit:

  

Die Kurhessische Hausstiftung hat in Zusammenarbeit mit der Hessischen Landesregierung ein Forschungsunternehmen begonnen, das neben den militärischen Vorgängen vor allem auch die wirtschaftlichen und sonstigen Auswirkungen der hes sisch-englischen Subsidienverträge klären soll. Das Unternehmen wird von Frau Archivoberrätin Dr. Inge Auerbach vom hiesigen Staatsarchiv geleitet. Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Auftrage der Kurhessischen Hausstiftung ist Herr Archivassessor Dr. Degreif, im hiesigen Staatsarchiv zu erreichen. Die Forschungs ergebnisse sollen veröffentlicht werden.

  

Ferner erfuhr Dr. Hildebrand von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Aus stellungsleitung, die Brüder-Grimm-Ausstellung zerfiele in einen wissenschaftlich konzipierten "Kern"bereich und in einen bewußt populär gehaltenen "Schalen"bereich, zu dem die beanstandete Schautafel gehöre und der von ortsfremden Ausstellungsgestaltern bearbeitet worden sei.

  

Ein Leserbrief von Hermann Bettenhäuser (Kassel) sorgte für weitere Verbreitung der Kritik am Text der Schautafel und hatte eine Gegenstimme zur Folge, die auch beantwortet wurde.

  

Leserbrief Hermann Bettenhäuser in der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen vom 7.8.1985

  

In der Brüder-Grimm-Ausstellung in Kassel befindet sich eine historische Schau tafel, deren Text die bösartige Legende vom "Hessischen Soldatenhandel" wieder aufwärmt und die "brutalen Werbemethoden" des Landgrafen beklagt.

  

Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde bemüht sich seit Generationen, dieses unhistorische, verzerrte Bild durch eine gerechte und abgewogene Betrach tung des in damaliger Zeit keineswegs auf Hessen beschränkten Phänomens zu er setzen, das man mit einem ganz schiefen Ausdruck "Soldatenhandel" nennt.

   

Da muß ausgerechnet in Kassel und ausgerechnet in jenem Haus, das Friedrich II. als erstes öffentliches Museum des Kontinents der Bevölkerung zugänglich gemacht hat, eine Ausstellung, die Anspruch auf wissenschaftlichen Rang erhebt, die alte unhistorische, unwissenschaftliche Betrachtungsweise wieder beleben. Ein beschä mendes Zeichen für den Drang, die eigene geschichtliche Vergangenheit herabzu setzen.

 

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