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JUDAICA-PRQJEKT IM REGIONALMUSEUM HOFGEISMAR

Eine erfolgreiche Zweijahresbilanz können die Mitarbeiter des Hofgeismarer Regio nalmuseums für ihr jüngstes Arbeitsgebiet "Judaica" ziehen: Im Herbst 1983 nach langjährigen privaten Vorarbeiten als eigene Abteilung eingerichtet, hat der neue Schwerpunkt der vom Zweigverein Hofgeismar betreuten Museumsarbeit bereits inter nationale Beachtung gefunden, über 5200 Besucher sahen im letzten Jahr die auch von der Presse in Israel und England positiv gewürdigte Sonderausstellung des Museums "Jüdische Kultur im Altkreis Hofgeismar", die über einen Zeitraum von 8 Monaten in Worten und Bildern Informationen zur einstmals großen regionalen Bedeutung des jüdischen Bevölkerungsanteils im Bereich von Wirtschaft und Kultur anbot. Aus dieser bewußt lokal begrenzten Perspektive heraus wurde vielen Ausstellungsbesuchern zum ersten Mal die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der - von Älteren zum Teil noch selbst erlebten - Vergangenheit geboten. Kurze Zeit später konnte der Öffentlichkeit auch mehrere Wochen lang die vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Freiburg erarbeitete Wanderausstellung "Deutsche Jüdische Soldaten 1914-1945" vorgestellt werden.

  

Nicht zuletzt aufgrund der ausgesprochen positiven Resonanz auf diese beiden Ausstellungen ergaben sich in der Folgezeit vielfältige Möglichkeiten, den Kon takt zu früher in Breitenbach, Deisel, Hofgeismar, Liebenau, Immenhausen, Karlshafen oder Zierenberg lebenden jüdischen Bürgern erheblich zu erweitern; Familien bilder, Geschäftsunterlagen, Reproduktionen alter Urkunden und manche wichtige Auskunft fanden so ihren Weg in das Archiv des Hofgeismarer Museums. Besonders diese große Unterstützung durch Emigranten, aber auch die Bereitschaft zur Mit arbeit zahlreicher Lokalhistoriker, Museumsfachleute oder Wissenschaftler der Universitäten in Marburg und Kassel trugen dazu bei, daß im April dieses Jahres durch den Zweigverein Hofgeismar eine erste Publikation zu diesem Thema der Öffentlichkeit vorgelegt werden konnte. Unter dem Titel "Fremde im eigenen Land" vereinigt dieser Judaica-Sonderband auf 128 Seiten 22 Einzelbeiträge mit 27 Ab bildungs- und Dokumentationsseiten und stellt somit die umfassendste nach dem 2. Weltkrieg erschienene Darstellung zur Geschichte der jüdischen Gemeinden im Bereich der Stadt und des (heutigen) Landkreises Kassel dar. Erstmals konnte auch eine Bibliographie des jüdischen Schrifttums zum Kasseler Raum erstellt und mit aufgenommen werden.

  

Im Museumsbereich selbst wird kontinuierlich die Handbibliothek zur Geschichte, Religion und Kultur des Judentums ausgebaut, wobei auf einige sehr schöne und seltene Ausgaben (Bibeln-Gesangbücher-religiöse Literatur) aus dem 17.-19. Jh. zurückgegriffen werden konnte. Die fotografische Gesamtaufnahme aller Grabsteine auf den 9 jüdischen Friedhöfen des Altkreises Hofgeismars ist fast abgeschlossen, so daß das neu aufgebaute "Bildarchiv Judaica" bereits mehrere hundert Aufnahmen umfaßt, über die Vermittlung einiger kultischer Gebrauchsgegenstände durch die Israelitische Kultusgemeinde Kassel hinaus konnten mittlerweile auch weitere z.T. sehr seltene Kultgegenstände angekauft werden (so z.B. zwei silberne Bessamimbüchsen aus dem 18. Jh.), die alle erstmals geschlossen und im Kontext des umfangreichen Bild- und Dokumentenmaterials 1986 in den neuen Räumen des Regionalmuseums am Petriplatz zu sehen sein werden. Entsprechend dem Anspruch der Stadt. Sammlungen für Heimatkunde, innerhalb des Museumsverbundes im Lkr. Kassel die "zentrale Anlaufstelle" für alle Anfragen zur Geschichte der lokalen Synagogengemeinden zu sein, wird in den neuen Räumlichkeiten ein eigener (Dauer-) Ausstellungsbereich "Judaica" eingerichtet werden, dem ein von Besuchern einsehbarer (und von Interessierten auch partiell benutzbarer) Arbeits- und Bibliotheksraum angegliedert sein wird. Der dort aufbewahrte Schriftwechsel mit den Emigranten, Gesprächsprotokolle mit "Zeitzeugen" sowie das bei verschiedenen Be- [Behörden]

 

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