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ministerium [Innenministerium] weist die Beschwerde auch ab mit der Ermahnung an die Gemeinde, "darauf Bedacht zunehmen, daß zu Gemeine=Aeltesten Männer bestellt werden, welche die erforderlichen Eigenschaften besitzen, um das Heilsame dieser Anordnung zu erkennen und deren Ausführungen zu erleichtern, statt sie, wie hier geschehen, zu erschweren."

Mit dieser staatlichen Rückendeckung werden mit Wirkung vom 1. Januar 1825 Büdinger und Rosenbach angestellt, ein Unterrichtslokal wird besorgt und die Kommission zur Prüfung weiterer Lehrer gebildet, der u.a. Pinhas und die beiden Ersten Lehrer angehören. Der angeforderte vollständige Schulplan kann aufgrund der mehrjährigen schon bis ins Detail gehenden Vorarbeiten bereits am 18.3.1825 vorgelegt werden. Seine Bestimmungen decken sich im wesentlichen mit den vorhergegangenen Eingaben an die Regierung, ergänzen und vervollständigen sie. "Die israelitische Schul- und Bildungsanstalt dahier (israelitische Bürger- und Realschule, verbunden mit einem Schullehrer-Seminarium) hat den Zweck jedes eigentlich pädagogischen Instituts: Ihre Zöglinge zu tüchtigen Welt- und Staatsbürgern und sittlich-religiösen Menschen heranzubilden, durch Veredlung ihres Herzens mittelst religiöser und moralischer Grundsätze und Beispiele, und durch harmonische Entwicklung ihrer Seelenkräfte und Fähigkeiten mittelst positiven Unterrichts. (§ 1)" Die untere Klasse nimmt die Kinder zwischen 6 und 9 Jahren auf, dient der allgemeinen religiösen moralischen Erziehung und vermittelt die Elementarkenntnisse und Fertigkeiten im Lesen, Schreiben (beides deutsch und hebräisch) und Rechnen. Der Lehrplan der unteren Abteilung der mindestens dreijährigen Oberklasse (Kinder von 9-14 Jahren) umfaßt in 31 Wochenstunden: Deutsche Sprache (Grammatik, Orthographie, Stilübungen); Hebräisch (Grammatik, Übersetzung des Pentateuchs, des Prediger Salomos und ausgewählte Psalmen);

Hebräisch Schreiben und Übungen im Lesen rabbinischer Schriften; Religion und Moral;

Geschichte, Geographie, Naturgeschichte und Naturlehre, Arithmetik, Zeichnen und Gesang;

Französisch gegen besonderes Honorar - wegen der Bedeutung "dieser Sprache im bürgerlichen Leben."

Wer diese Klasse verläßt, soll "diejenige intellektuelle Bildung erlangt haben, welche ihn jeder weiteren bürgerlichen Bestimmung empfehlen kann."

Die Aufnahme in die obere Abteilung (Seminarium), "welche die Ausbildung israelitischer Schullehrer zum Zweck hat" und mindestens drei Jahre dauert, setzt den erfolgreichen Besuch der unteren voraus. Unter Kürzung der "Techniken" wie Lesen und Schreiben und unter einer Schwerpunktverlagerung auf das Hebräische werden die genannten Fächer so fortgeführt, daß sie "mehr einen wissenschaftlichen Charakter annehmen und mehr auf den Privatfleiß des Schülers berechnet sind." Als besondere Lehrgegenstände werden je drei Stunden Geometrie und Latein eingefügt, wobei der Lateinunterricht dazu befähigen soll, "nach beendetem Seminarstudium bei fortgesetzter Übung ... leichte lateinische Sätze, auch allenfalls einen leichten Klassiker zu verstehen." Die einzelnen Fächer werden mit ausführlichen Kommentaren zu Bildungszielen, Inhalten und Lehrbüchern versehen. Dieser theoretischen geht eine praktische Ausbildung parallel. "Sobald ein Zögling eines Seminars hinlänglich geeigenschaftet ist, den ersten Unterricht im deutschen und hebräischen Lesen ertheilen zu können, so gehört es nothwendig zu der Sphäre seiner

 

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