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Schwanhof gehörende Glaskopf aus des Schäfers Wohnung und einer Scheuer, auch einem steinernen Turm, so aber zu nichts gebrauchet wird.1 Auf dem Grundriß der Schwanhofsländereien von Hermann Rudolphi aus dem Jahre 16992 wird der Turm bereits als Pulverhaus bezeichnet. Ursprünglich handelt es sich bei dem quadratischen, ehemals dreigeschossigen Wohnturm mit Kaminanlage aus dem 14. Jahrhundert3 um eine Landwarte zwischen dem Marburger Schloß und der Burg Frauenberg.

Am 24. Dezember 1787 wurden die Ländereien des Schwanhofs geteilt und von Petri (29. Juni) 1788 an zu Erbleihe ausgetan: die Grundstücke rechts der Lahn an die Bauern in Ockershausen, die Grundstücke links der Lahn mit dem Glaskopf an die Bauern in Cappel,4 die durch das Gesetz vom 26. August 18485 dann zu Eigentümern wurden.6

Damit endet die Geschichte des landgräflichen Vorwerks Glaskopf, nicht aber die des herrschaftlichen Teichs am Glaskopf,7 der laut Teichrechnung von 15748 damals im Bau war. Es war ein der Aufzucht von Fischen dienender Laichteich,9 der bis 1797 in herrschaftlicher Verwaltung blieb, ab 1. Januar 1798 an die Gemeinde Cappel in Zeitpacht ausgegeben und 1862 für 160 Taler an die Besitzer der Schwanhofsländereien, Bürgermeister Johannes Heuser und Genossen zu Cappel, verkauft wurde.10 Heute ist es eine Wiese am oberen Rollwiesenweg unterhalb des Glaskopfs.

Ebenfalls unterhalb des Glaskopfs, aber auf der Marburger Seite mit Blick auf den Dammelsberq, lag 1533 der Garten des Euricius Cordus, den er in seinem "Botanologicon"11 beschreibt. Hier wuchsen u. a. Johanniskraut, Hauhechel, Schafgarbe, Herbstzeitlose ("Flores autumnales")12, Ruhrkraut, Beinwell, Augentrost, Wintergrün ("Pirola")13, Minze und Malve, die man heute auch im Garten von Professor Adolf Schröter am Glaskopf und auf seinen Bildern in der Ausstellung des Hessischen Staatsarchivs Marburg wiederfinden kann.

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1 Vgl. auch die Inventare von 1764 (45c II Marburg Nr. 194 Bl. lllvff.) und 1778 (ebd. Nr. 195 Bl. 85 ff.).

2 P II 2847.

3 Dehio, G.:Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Hessen, bearb. M. Backes, 2. Aufl., München (u. a.) 1982, S. 609.

4 45c II Marburg Nr. 90 und Nr. 193; 40c Marburg Nr. 19; Wißner, W.: Abschied von der Glaskopfschäferei?, in: Hessenland (Beilage der Oberhessischen Presse), 7. Jg., Folge 9 vom 23.04.1960.

5 Sammlung von Gesetzen ... für Kurhessen, Cassel 1848, S. 67 ff.

6 Kat. Marburg B 26 Bl. 4989e und Bl. 4991.

7 Karten P II 2847 aus dem Jahre 1699 und P II 11458 aus dem Jahre 1752.

8 Rechn. II Marburg 7, Jg. 1574.

9 40b Rubr. 5 Marburg Nr. 11.

10 45 Rubr. 6 Marburg I Nr. 3.

11 Köln 1534 (UB Marburg, IX C 723 m ), hier p. 77. Vgl. Dilg, P.: Das Botanologicon des Euricius Cordus, Marburg 1969, hier S. 200 f. Schmitz, R.: Die Naturwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg 1527 - 1977, Marburg 1978, S. 79.

12 Botanologicon p. 125 mit Verweis auf Brunfels, O.: Herbarium, Argentorati 1532 (UB Marburg, IX A 721); vgl. Dilg S. 250.

13 Botanologicon p. 145; vgl. Dilg S. 271. Abbildung bei Brunfels, O.: Herbarium, T. 3, 1536, p. 88.

 

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