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Werner Simon

ELISE VON HOHENHAUSEN (1789 - 1857), EINE KURHESSISCHE DICHTERIN

Elise von Hohenhausen, eine Tochter des kurhessischen Generals von Ochs und Enkelin eines Waldauer Pfarrerehepaares, kommt 1809 an der Seite ihres Gemahls Leopold nach Eschwege, wo sich das junge Paar in einem Seitenflügel des Schlosses einrichtet, um hier für einige Jahre zu bleiben. Leopold von Hohenhausen leitet die nach Ausrufung des Königreichs Westphalen unter Jérôme in Eschwege eingerichtete Unterpräfektur des Werra-Departements als Nachfolger des August Heinrich von Trott (1783- 1840), der nach Marburg berufen worden war. Schon in Eschwege fördert Leopold die schöngeistigen Neigungen seiner Frau. Aber auch er ist literarisch tätig und gibt hier in Eschwege ein "Sonntagsblatt" heraus.

Leider besitzen wir nicht ein einziges Exemplar dieser ersten Eschweger Zeitung. Niemand, weder Bürger noch Eschweger Stadtväter, haben die nur wenigen Ausgaben des Blattes für die Nachwelt aufbewahrt.

Die Ehe derer von Hohenhausen war schon in den ersten Jahren manchen Belastungsproben ausgesetzt. Mit Leopolds Großzügigkeit in finanziellen Dingen, mit seinen schöngeistigen Höhenflügen, später auch mit des Gatten Schwierigkeiten während seiner beruflichen Tätigkeit, mit alledem mußte Elise fertig werden. So gibt es bereits im Eschweger Schloß "häusliche Stürme", die sich aber nicht zuletzt durch Leopolds Gutmütigkeit stets bald wieder beruhigen.

Hier in Eschwege schenkt Elise zwei Töchtern das Leben. Sophie wird im Juli 1810, ihre Schwester Elise-Friederike, die spätere Rätin Rüdiger, im März 1812 in der Schloßkapelle getauft. Die junge Mutter ist nun vollauf mit der Pflege und Ernährung ihrer Kinder beschäftigt. Diese besondere Fürsorge entsprach damals keineswegs ihrem Stande und ihrer Zeit. Elises schon früher am Kasseler Hof viel bewunderte Schönheit leidet darunter nicht. Im Gegenteil, sie blüht noch weiter auf und wird mit Komplimenten überhäuft. Man nennt sie "die deutsche Recamier". Der Name und die reizvolle Erscheinung der Französin waren durch L. Davids berühmtes Gemälde damals in Deutschland bekannt geworden. Ob aber Elise wie Madame Recamier eine Gegnerin Napoleons war, läßt sich nicht mehr feststellen. Immerhin war sie die Tochter eines sehr bekannten kurhessischen Generals, und auch an ihr werden die in Eschwege aufkommenden Empörungswellen gegen die französischen Eroberer, die 1807 auf dem Werdchen fünf ehemalige hessische Soldaten erschießen ließen, nicht spurlos vorübergegangen sein. Doch ihr ist auch bekannt geworden, daß Allendorfer Bürger 1807 einen ähnlichen Aufstand hessischer Soldaten mit List und auch mit Gewalt verhinderten und auf diese Weise ihrer Stadt großes Unheil und die Aufrührer vor deren standrechtlicher Erschießung bewahrt haben. Leider wissen wir nicht, wie Elise über ihres Gatten "schwülstige Rede" zur Eröffnung eines von Jérômes im Schloß veranstalteten Festbanquetts geurteilt hat.

Mit dem Ende des Königsreichs Westphalen bricht auch für die Familie von Hohenhausen eine neue, vorerst unsichere Zeit an. Es dauert einige Zeit, bis Leopold eine Stelle im preußischen Staatsdienst antreten kann. Er wird schließlich 1815 Regierungsrat der preußischen Verwaltung in Minden, wohin auch die Familie zieht.

Hier in Minden kommt Elisens und Leopolds einziger Sohn zur Welt, der ihnen übergroße Freude, später aber auch den größten Kummer ihres Lebens bereiten wird. Auch in Minden gibt das literarisch interessierte Ehepaar ein

 

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