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"Sonntagsblatt" heraus. Sie stehen bald im Mittelpunkt des geistigen und künstlerischen Mindener Lebens. Freiligrath und Grabbe stellen im "Sonntagsblatt" ihre frühen Werke vor, und auch Elise kann darin ihre ersten Dichtungen veröffentlichen. Größeren Erfolg hat sie mit ihren Übersetzungen englischer und amerikanischer Dichter. In ganz Deutschland ist Elise bekannt geworden, nachdem sie Byron ins Deutsche übertragen hat. Danach übersetzt sie auch Werke Walter Scotts, Edward Youngs und des Amerikaners Longfellow. Geschwärmt hat Elise aber nur für Lord Byron. Sie hält ihm noch weiter die Treue, als er wegen seines Lebenswandels und Eheskandals heftig kritisiert wird.

Die Familie Hohenhausen kann es sich eigentlich gar nicht leisten, überwindet aber alle Bedenken und siedelt 1820 nach Berlin über, Leopold vor allem besteht darauf - ausgerechnet - unter den Linden eine Wohnung zu nehmen. Mit Hingabe führt Elise in der preußischen Hauptstadt ihren Salon und wird mit ihrem Mann zum Tee bald auch in andere Häuser der Berliner Gesellschaft eingeladen. Zu Elises und Leopolds Gästen zählten unter anderem: Fanny Mendelsohn, der Maler Wilhelm Hensel, der Elise auch porträtiert hat. Adalbert von Chamisso, Rahel Varnhagen von Ense und ihr Mann, Albert Lortzing, Baron de la Motte-Fouqué. In diese illustere Gesellschaft führt Elise auch den jungen Heinrich Heine ein, ermutigt und fördert ihn. Als Dank erhält sie ein Exemplar seines ersten Gedichtbandes. Der Publizist und Heine-Forscher Ludwig Marcuse schrieb später dazu: Die Salons der Rahel Levin und der Elise von Hohenhausen verliehen ihm (Heine) den Rang eines vielversprechenden Dichters ...

Da sie es sich nicht leisten konnte, ständig in Berlin zu leben, kehrte die Familie 1824 wieder nach Minden zurück. Hier aber ereilte Elise und Leopold ein schwerer Schicksalsschlag, von dem sich beide nie mehr recht erholen können. Carl von Hohenhausen, der frühbegabte, als Siebzehnjähriger bereits an der Bonner Universität studierende Sohn, nimmt sich das Leben. Die ganze übrige Welt versank vor den (Elises) weinenden Augen, schrieb später einer ihrer Biographen. Noch dazu stirbt 1841 Sophie, ohne sich nach Zerwürfnissen mit ihren Eltern ausgesöhnt zu haben.

Nach Leopolds Pensionierung ziehen er und Elise nach Kassel. In der Wilhelmshöher Allee (heute Fünffensterstraße) finden sie eine Wohnung, die bald schon Treffpunkt vieler bekannter Persönlichkeiten der kurhessischen Residenzstadt wird. Der liberale Publizist und Politiker Dr. Friedrich Oetker gehört zu den besonderen Freunden des Hauses. Zusammen mit anderen Autoren, darunter Hermann Grimm, Wilhelms Sohn, schreibt Elise ab 1854 regelmäßig für das "Hessische Jahrbuch" des Julius Rodenberg. Damals war Elise bereits Witwe, nachdem Leopold 1848 am Schlagfluß verstorben war. Kennzeichnend für Leopold war, daß er für seine Frau vorgesorgt hatte. Sie kann immerhin mehrere Reisen durch Deutschland, teilweise in Begleitung ihrer Tochter Elise-Friederike, unternehmen. In Bad Kissingen trifft sie einen alten Bekannten, Fürst Pückler-Muskau, am Rhein den Germanisten und Dichter Karl Simrock, und kommt in Heidelberg mit Captain Medwin, dem langjährigen Reisebegleiter Lord Byrons, zusammen. Jedesmal bringt sie neue Anregungen und Eindrücke von ihren Reisen mit. Sie hat auch ihrerseits Freunden günstige Anstöße gegeben und Talente ermutigt.

Elise von Hohenhausen hat nicht den Rang anderer berühmter Frauen des 19. Jahrhunderts erreicht, wie Bettina von Arnim, Annette von Droste-Hülshoff (die Elise erst bekannt gemacht hat), Caroline Schlegel, Malwida von

 

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