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russischen Studenten beobachten, "die gegen mir über wohnten. Einer derselben zog insonderheit meine Aufmerksamkeit dadurch auf sich, daß ich ihn öfters vormittags sein Frühstück genießen sah, wie es in etlichen Heringen und einer guten Portion Bier bestand. Ich lernte ihn hernacher näher kennen, und sowohl seinen Fleiß als seine Beurtheilungskraft und Denkungsart schätzen. Das war der nachher in seinem Vaterlande berühmt gnug [genug] gewordene Lomonosow". 29

Lomonossows eheliches Leben in Marburg währte nicht lange, da er nach Rußland zurückgerufen wurde. Am 13. Mai 1741 stellte ihm der Marburger Prorektor Johann Friedrich Hombergk zu Vach einen Paß für die Heimreise nach Petersburg aus. 30 So hat Lomonossow die Geburt seines Sohnes Johannes am 1. Januar 1742, den sein Schwager Johannes Zülch bei der Taufe hielt, und seinen baldigen Tod am 7. Februar 1742 in Marburg nicht mehr miterlebt.

Offen bleibt, wann Frau Elisabeth Christine und Schwager Johannes Zülch 31 Michail Lomonossow nach Petersburg gefolgt sind. Nach J. H. Busse 32 wartete Lomonossows Frau zwei Jahre und wandte sich dann hilfesuchend an die russische Gesandtschaft im Haag. Den Marburger Quellen zufolge scheinen die Geschwister Zülch aber so lange in Marburg geblieben zu sein, wie ihre Mutter noch lebte. Die Witwe Heinrich Zülchs kommt in den Marburger Kämmereirechnungen mit der Zahlung von ½ Pfund Bürgerschilling bis 1745 vor, der Jahrgang 1746 fehlt, 1747 zahlen Heinrich Zülchs Kinder, die ab 1748 nicht mehr erscheinen. In den halbjährlichen Kontributionsheberegistern 33 kommt Heinrich Zülchs Witwe zuletzt für April bis September 1747 vor, nicht mehr für Oktober 1747 bis März 1748; sie müßte demnach im Sommer 1747 gestorben sein, ohne daß sich ein entsprechender Eintrag im Kirchenbuch der Marburger reformierten Gemeinde fände. Von ihren fünf Kindern haben nur Eliabeth [Elisabeth] Christine Lomonossow und Johannes Zülch überlebt, die nach der Marburger Kämmereirechnung von 1747 in diesem Jahr Bürgerschilling in Marburg gezahlt haben. Die Geschwister können also erst nach dem Tod der Mutter Ende 1747 oder Anfang 1748 Marburg verlassen haben, um Michail Lomonossow nach Petersburg zu folgen. Und dazu würde passen, daß dem Ehepaar Lomonossow 1749 in Petersburg eine Tochter Elena geboren wurde. 34

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29 A. a. O. (wie Anm. 13), S. 27

30 Abbildung bei M. T. Beljawski (wie Anm. 2), S. 28

31 Nicht der jüngste Bruder Johann Daniel (geboren 7. April 1717, begraben 2. September 1722), wie A. Rammelmeyer (Die Philipps-Universität zu Marburg in der russischen Geistesgeschichte und schönen Literatur, in: Mitteilungen Universitätsbund Marburg 1957, S. 70 ff.) meinte.

32 A. a. O. (wie Anm. 9), S. 45

33 StA Marburg, 330 Marburg A II 11

34 P. Scheiben, Lomonosov, Christian Wolff und die Universität Marburg, in: Academia Marburgensis, Bd. 1, Marburg 1977, S. 231 ff., hier S. 238

 

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