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BERICHTE

 

Französisch-reformierte Bibelausgaben im Stadtmuseum Hofgeismar

Durch die Museumserweiterung des Stadtmuseums Hofgeismar sind Räume frei geworden, die von der Abteilung "Geschichte der Hugenotten und Waldenser" neu genutzt werden. Dadurch ist die Möglichkeit entstanden, die seit Jahren erweiterte Sammlung französisch-reformierter Bibeln in einer Ausstellung zu präsentieren, die am 27.10.1990 eröffnet wurde. Es konnte dabei auf einen repräsentativen Bestand von 95 hugenottischen Bibeln bzw. Neuen Testamenten und kirchlich-religiöser Erbauungsliteratur zurückgegrif fen werden, den Museumsleiter Helmut Burmeister seit 1977 zusammengetragen hat. Die ausgestellten Exponate - das älteste Exemplar ist eine Pariser Ausgabe von 1545 - sind einmalige Belege einer kirchlichen und religiösen Identität, die sich unter dem Druck zum Teil militanter Übergriffe im absolutistischen Frankreich herausgebildet hat und im europäi schen Exil bewahrt wurde. Diese Dimension wird durch die Konzentration bedeutender Druckereien und graphischer Werkstätten in Genf, Amsterdam, Rotterdam, Basel, London und Berlin unterstrichen, die auf die Aufnahmeländer der reformierten Glaubensflüchtlin ge verweisen.

Die unter chronologischen, inhaltlichen, buchtechnischen und territorialen Gesichtspunk ten systematisierte Ausstellung konzentriert sich zunächst auf Bibelbearbeitungen von Theodor de Bèze, die mit Exemplaren seit 1598 gezeigt werden können. Auffällig ist hier die "synoptische" Darbietung des Textes, d. h. neben der griechischen Urfassung erschei nen der lateinische Wortlaut der Vulgata und eine weitere Version. De Bèze, der in Zusammenarbeit mit Clement Marot auch den "bereimten Psalter" - das ursprüngliche hugenottische Gesangbuch - aufgelegt hat, will dem Leser theologische Zusammenhänge erschließen, indem er jedem Kapitel Sach- und Worterklärungen beifügt. Die von ihm redigierten Bibeln haben eine nachhaltige Wirkungsgeschichte ausgeübt. In der gleichen Abteilung werden bibliophile Prachtausgaben präsentiert, die als Altarbibeln gottesdienstliche Verwendung gefunden haben. Typographisch meisterhaft gestaltet sind der Genfer Druck Henri Estiennes von 1565, der erstmals in der Tradition französisch reformierter Editionen illustriert wurde, und die Amsterdamer Bibelausgaben von Elzevier aus dem Jahre 1669, die zahlreiche Landkarten und Abbildungen in Kupferstichen enthalten.

Ein- und zweibändige Bibelausgaben des 18. Jahrhunderts belegen die Revisionstätigkeit von David Martin, Pierre de Rocques und Johann Friedrich Ostervald, deren modernisie rende Übertragungen sich bis in unsere Zeit behaupten konnten. In einem dritten Schwerpunkt werden seltene und graphisch hervorragend ausgestattete Kleindrucke der Amsterdamer Verleger Laurents, Wetsteins und Onder de Linden aus dem 17. Jahrhundert geboten, die - wie eine Bibel aus La Rochelle von 1616 - im Anhang das Gesangbuch, die reformierte Kirchenordnung und einen Gebetsteil abdrucken. Diese Abteilung enthält

 

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