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schließlich Bibeln des 19. und 20. Jahrhunderts sowie hugenottische Bibelexemplare, die in Berlin, Halle, London und Flensburg publiziert wurden.

Die einzigartige Spezialsammlung des Stadtmuseums Hofgeismar vermittelt einen tiefen Einblick in historische und religiöse Ereignisse, deren Wirkungsgeschichte noch andauert.

Wolfgang Rochler

  

  

Broschüre über die jüdische Gemeinde in Hofgeismar

Zur Wiedereröffnung der wesentlich erweiterten Judaica-Ausstellung des Stadtmuseums am 7. Dezember 1990 ist als 6. Band der vom ZV Hofgeismar des VHG verantworteten Reihe "Die Geschichte unserer Heimat" eine informative Broschüre über die Jüdische Gemeinde Hofgeismarerschienen. "Suchet der Stadt Bestes..." – unter diesem im Anklang an ein alttestamentliches Prophetenwort (Jer. 29,7) formulierten Titel wird Rechenschaft gegeben vom derzeitigen Stand der exemplarischen Aufarbeitung dieses Kapitels hessischer Landesgeschichte, die über viele Jahrhunderte hinweg immer auch jüdische Geschichte gewesen ist. Sie schließen damit eine "historische Informationslücke", die angesichts des beinahe völligen (Ver)Schweigens dieser Thematik in der erstmals Ende der dreißiger Jahre von F. Pfaff und R. Andrae publizierten "Geschichte der Stadt Hofgeismar" in den letzten Jahren insbesondere von der kritisch (nach)fragenden jüngeren Generation zunehmend als problematisch empfunden wurde.

Michael Dorns bemüht sich in seinem Aufsatz um eine differenzierte Darstellung der einzelnen Phasen des Prozesses der Entrechtung, Verfolgung und schließlich der Vernichtung der jüdischen Gemeinschaft am Beispiel der ehemals nördlichsten hessischen Kreisstadt Hofgeismar in den Jahren der Nazi-Diktatur. Erstmals werden die Schicksale der einzelnen jüdischen Familien offen dargestellt. Wer konnte emigrieren? Wer starb im KZ? Ohne Pathos werden die einzelnen Stationen des Lebens und Leidens der einzelnen Familien benannt. Für 34 Männer und Frauen aus Hofgeismar endete er in den Vernichtungslagern des Ostens. Ihrer Erinnerung ist - wie die gesamte Judaica-Arbeit des Museums - sein Aufsatz gewidmet.

Sozialgeschichtliche Aspekte stehen im Mittelpunkt des Aufsatzes von Eberhard Mey. Unter dem Titel "Integration durch Bildung" geht er auf die - bislang unerforschte -Entwicklung der 1811 erstmals erwähnten jüdischen Schule in Hofgeismar ein, die - zuletzt noch als Elementarschule - bis 1908 am Petriplatz existierte. Einer ihrer Lehrer, Moses Levi, war als Mitglied der "Israelitischen Lehrer-Konferenz Hessens" auch über seine Heimatstadt Hofgeismar hinaus bekannt. Anschaulich entfaltet Mey am Beispiel der Institution Schule die seit der Mitte des letzten Jahrhunderts zunehmende Integration der Hofgeismarer Juden in ihre christliche Umwelt, die mit der Regierungsübernahme durch die Nazis 1933 jäh endete.

Der Band ist ab sofort in den Buchhandlungen der Region sowie im Stadtmuseum (Petriplatz 2, 3520 Hofgeismar, Telefon 05671/8 88 59) zum Preis von 12,-- DM erhältlich.

 

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