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denzstädten [Residenzstädten] blühte. Jacob Grimm sagt über Völkel. Er war hervorgegangen aus dem Schoß des glücklichen Mittelstandes, der zu jeder gründlichen Arbeit des Lebens stärkt und die freiesten Auffassungen des Geistes fördert.

Er war Schüler eines Pfarrers und dann des Collegium Carolinum Kassel. Er wollte Theologie studieren, hörte aber in Göttingen den berühmten Professor Gottlieb Heyne, Professor der klassischen Philologie, und so interessierte er sich besonders für Altertumskunde (griechisch-römische Literatur und Kunstgeschichte). Eine erste Veröffentlichung war die Übersetzung eines großen englischen Werkes über römische Geschichte und römisches Recht. Nach einiger Tätigkeit als Hauslehrer in Wetzlar brachte im Jahre 1784 ein mehrwöchiger Aufenthalt in Mannheim mit seiner berühmten Sammlung von Abgüssen antiker Skulpturen die endgültige Wendung zur klassischen Archäologie. Als 25jähriger wurde er 1787 Professor in Marburg, wo er über Homer, Vergil, Tacitus las. Wegen seiner großen Kenntnisse wurde er in seine Heimatstadt Kassel berufen, wo ab 1789 an der Leitung der Kunstsammlungen teilhatte. Diese Tätigkeit hatte er vier Jahrzehnte innegehabt.

Als Lehrer und Mentor des Erbprinzen von Hessen-Kassel war er diesem auf einer Bildungsreise in die Schweiz beigegeben. Darüber existiert ein ausführlicher und sehr lebendig geschriebener Bericht über Natur, Landschaft und Gegenstände. Er kommt in der Schweiz in Berührung mit dem Genfer Naturwissenschaftler H. B. de Saussure, bekannt durch seine Mont Blanc-Besteigung. Erstmalig als Mentor und Reisebegleiter zeigt die Verbundenheit Völkels mit dem landgräflichen Hause, dem er stets die Treue hielt, die persönliche Beziehung zu seinem Erbprinzen wurde erst etwas bekannt, als dieser 1821 Kurfürst (Wilhelm II.) von Hessen wurde. In Kassel nur bekannt im Kreis der altertumsinteressierten Männer, der sog. Altertümer-Gesellschaft, in der er auch Vorträge hielt. Bekannt eine Veröffentlichung über "den olympischen Zeus und seinen Tempel" (1794), der 1831 aus seinem Nachlaß herausgegeben wurde.

Unter dem Eindruck der französischen Machtentfaltung veröffentlicht Völkel 1798 eine Schrift "Wegführung der Kunstwerke aus den eroberten Ländern nach Rom", gewissermaßen schon als Warnung; denn zehn Jahre später wurde die unter seiner Leitung stehende Sammlung nach Paris abtransportiert. Seine Nachrichten über die Franzosenzeit in Kassel (1807-1813) gehört zu den besten lokalen zeitgenössischen Quellen, die unmittelbar aus dem Erleben heraus geschrieben wurden. Es handelt sich dabei um zwei Manuskripte, die 1882 durch Albert Dunker kommentiert in einer hessischen Zeitschrift veröffentlicht worden sind. Besitzer der Handschriften war Dr. med. Ludwig Schotten in Kassel, deren Titel: Die Beraubung des Museums und der Bibliothek zu Kassel durch die Franzosen und der Bau des Westfälischen Ständesaales.

Nachdem Völkel die Bibliotheksschätze und auch die Medaillen auf der Sababurg versteckt hatte, wurde dieses Versteck der 42 Kisten an die Franzosen verraten, die Kostbarkeiten wurden nach Paris verschleppt. Es kam von diesen Schätzen fast nichts mehr zurück, wie Völkel 1814 mitteilte, die Medaillen waren eingeschmolzen, die anderen Objekte verschleudert worden. Zu Kassels Besetzung wurden außerdem alle antiken Statuen und fast 300 Gemälde für das Museum Napoleon in Paris fortgeschafft.

 

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