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stolz [Fürstenstolz] doch um Volkstümlichkeit bemüht war und daher keine Körperkräfte scheute, auch mit dem entlegensten Untertan in Berührung zu kommen:

Den 9ten nach Steinbach, wo der um Ostern 1790 entstandene heftige Brand besichtiget wurde. Selbiger ist hinter dem Lutherschen Pfarr-Hauß angegangen. Dieses, der Kirchthurm und über 40 Häußer waren in 2 Stunden ein Raub der Flammen, woran die Faulheit der Unterthanen im Löschen hauptsächlich schuld gewesen. Keine Spritze, Eimer (et cetera, et cetera) waren vorhanden, und der Beamte Faust hat viel Schwäche ebenfals bewießen, daß er nicht beßer die Leute zum Löschen angeführt. Sämtlich abgebrante Häuser stehen wieder gänzlich fertig und bewohnt da, das Pfarrhauß und Schulhauß ausgenommen, welche noch gar nicht, auser dem Aufräumen, angefangen sind. Blos wurde das Holz gezimmert. Auch wird hier bemerckt, daß der Amtschultheiß Faust nicht einmal dafür gesorgt, daß die neu erbaute Häußer in der Straße nach der Schnur gerichtet, sondern, wie die abgebrante, bald vor, bald zurück treten, weswegen er sich aber mit dem Grund und Boden entschuldigte, wovon keiner das geringste hätte fahren laßen wollen.

Hierauf verfügte (ich) mich zu Fuß, da der Weg nach Unterund Ober-Schönau [Unter- und Ober-Schönau] nicht anders zu passiren war, nach diesen ein- bis anderthalb starcke Stunden entfernte Berg- und Wald-Dörfern hin. Zuerst passirte (ich) die neu angekaufte Arnsberger Blockwaldung, die bey 10 (000) Reichsthaler, mit der darunter liegenden Schneidemühle, kostet, welche Aquisition eine der zuträglichsten scheint; darauf das Dorf Unter-Schoenau, welches halb in das Amt Schmalkalden und halb in das Amt Hallenberg gehört. Blose einzelne Häußer, viele Hammer- und Drahtmühlen machen solches aus. Die Leute schienen sehr vergnügt, ihren Herrn zu sehen, da vor mir noch keiner da war.

Ober-Schoenau gehört ebenfalls halb ins Amt Schmalkalden und halb nach Hallenberg, welches von einem im vorigen Sekulo gemachten Tausch der lezten Hälfte dieser und der zwischen Schmalkalden und Steinbach gelegenen Oerter Naehersti 1 len' und Springstillen herrührt, wegen des Orts und Cent Ben(s)hausen im Chur-Sächßischen. Welches zu egalis  `íren [egalisieren] beide lezte Orte zum Amt Schmalkalden, Ober- und Unter-Schönau aber ganz, so wie Rotterode und Altersbach, welche bey Steinbach eingepfarrt, zum Amt Hallenberg nebst den Renthereien, so ebenfals getheilt, abgegeben werden müßen, indem die Verwirrung gar zu groß und ein Beamter und Rentmeister oft dem andern, da die Häußer durch die Bach getheilt, sowohl mit Jurisdiction als Erhebung überfällt.

Ober-Schönau hat eine artige Kirche, obgleich es ein Filial von Steinbach ist. Das Ende des Dorfs stößt gegen den fast nicht abzusehenden Donnershauck-Berg, mit welchem die ebenso hohe, rechts und links anstosende Berge das ganze Thal schließen und knap einem ins Gothische ziehenden Fußpfad den Raum laßen. Blos Eisen-Arbeit, gar kein Ackerbau, ohne alles Vieh und Geschirr, ernähret die Unterthanen.

Die Cent Brotterode, welche nach Gotha zu unter dem lnsel(s)berg die gegenüberstehende Grenze dieser Herrschaft ausmachet und wo ich 1787 war, unterscheidet sich von der Ober-Schönauer, als wenn solche auf 100 Meilen weit voneinander wären, und haben nicht die geringste Gemeinschaft miteinander.

Die neu angelegte Chaussee vor Schmalkalden bis H(a)indorf wurde besichtigt, und die Klagen des Magistrats, daß solche nicht tüchtig gemacht wäre, unrichtig befunden. Die Steine waren hart genug, so, daß man solche mit Mühe zerschlug; nur war die Chaussee alzu gewölbt, die Steine aber nicht klein genug geschlagen.

 

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