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Ländliche Schränke aus Osthessen und Westthüringen

Die Region, der sich die vorliegende Dokumentation widmet, ist aus kulturgeschichtlicher Perspektive bisher kaum erforscht. Die Öffnung der innerdeutschen Grenze hat ein Projekt ermöglicht, das die alten soziokulturellen Verbindungen zwischen dem östlichen Hessen und dem westlichen Thüringen aufzeigt. Der Austausch von Gegenständen und Formvorstellungen wird über einen Zeitraum von 1700 bis Mitte des 19. Jahrhunderts offenkundig. Soziale Beziehungen entstanden im untersuchten Gebiet z. B. über den gemeinsamen Fluß, die Werra, hinweg. Ähnliche landschaftliche Bedingungen fand die Landwirtschaft vor, die sich mit dem Flachsanbau und der Leinenverarbeitung Möglichkeiten schuf. Gemeinsam war auch das Elend, als die englischen Baumwollmaschinen ihre Wirkung auf dem Kontinent entfalteten. Die Wollweberei war eine zusätzliche Verbindung zwischen dem Eschweger Gebiet und dem Eichsfeld.

Ausgangspunkt der Forschungen waren vierzehn Schränke aus dieser Region, die sich in der Volkskunde-Sammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel befinden. Bei weiteren Recherchen in großen und kleinen Museen und bei privaten Sammlern beiderseits der Grenze konnten wiederum kleinere Gebiete ausgemacht werden, die ihre spezifischen Besonderheiten in der Ausgestaltung der Möbel besaßen. An insgesamt 46 abgebildeten Schränken werden somit Verbindungslinien zwischen dem thüringischen Mühlhausen, dem hessischen Wanfried und Eschwege erkennbar. Im zweiten Teil der Dokumentation wird die Bedeutung der ländlichen Schreinerei im niederhessischen Herrschaftsbereich dargestellt. Trotz des hessischen "Zunft-Reglements" von 1730, das Schreinerarbeiten nur noch in den Städten zuließ, war den Zünften in dieser Hinsicht kein allzugroßer Erfolg beschieden. Ein ausführliches Literaturverzeichnis rundet den Katalog ab.

Lothar Voigt, Ländliche Schränke aus Osthessen und Westthüringen. Schriften zur Volkskunde, 5 (Kataloge der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel), Kassel 1992, 104 S., 47 Farbtafeln. 20,00 DM, erhältlich an den Museumskassen.

 

Juden - Hessen - Deutsche

Ein weiteres Arbeits- und Lesebuch zur jüdischen Regionalgeschichte legt der Hofgeismarer Zweigverein des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde vor. Unter dem programmatischen Titel "Juden-Hessen-Deutsche" ist auf 207 Seiten ein umfassender Rückblick auf 450 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte in Nordhessen entstanden, der bewußt an das von denselben Herausgebern 1985 vorgelegte Buch "Fremde im eigenen Land" anschließt. In 22 chronologisch angeordneten Einzelbeiträgen werden u. a. die Zeit des hessischen Landgrafen Philipp des Großmutigen und die nachfolgenden Jahrhunderte des Wechsels von Distanz und Nähe zwischen Juden und Christen ebenso beleuchtet, wie die gewaltsame Vernichtung der jüdischen Gemeinden und ihrer Mitglieder in den Jahren der Nazi Diktatur.

Unterschiedliche Forschungsansätze kommen in dem neuen Aufsatzband zum Tragen: Autobiographische Zeugnisse von Menschen, die in nordhessischen Städten und Dörfern als deutsche Juden mißhandelt und schließlich vertrieben wurden, werden ergänzt durch

 

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