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Vivatbänder aus dem Museum Weißenfels

 

Im Rahmenprogramm der Landesausstellung Hessen und Thüringen zeigte das Staatsarchiv Marburg eine Ausstellung von Vivatbändern aus dem Museum Weißenfels. Die Sammlung geht auf Gustav Gotthilf Winkel (1857 - 1937) zurück, der zuletzt Geheimer Regierungsrat in Königsberg war und seit 1918 im Ruhestand in Marburg lebte.

 

Alte Vivatbänder

Die ältesten Vivatbänder, die erhalten geblieben sind, stammen aus dem Siebenjährigen Krieg und feiern den Sieg bei Roßbach 1757. Belegt, aber nicht erhalten, ist schon ein Band auf die Einnahme von Breslau im 1. Schlesischen Krieg: "Triomphée par la bonne Cause" (vgl. Vanja, S. 14), das Vorbild für das entsprechende Roßbacher Band gewesen sein könnte. Daß die Vivatbänder bei festlichen Anlässen an der Brust oder am Hut getragen wurden, ist vielfach belegt; Nachweise finden sich bei Winkel (1888/89, Sp. 50 und 271 ff., 1898, S. 191 ff., 1920, S. 104 f.) und bei Seidel (1912, S. 128 ff., 1915, S. 3 ff.). Daß sie freilich auf Veranlassung des Königs verfertigt und gleich Orden verliehen worden seien, ist als "Mär" zu betrachten (Winkel, 1898, S. 198 f.). Zeitgleich mit den kriegerischen Vivatbändern tauchen in Preußen Bänder auf familiäre Ereignisse im Herrscherhaus auf. Mit ihren Festgedichten knüpfen sie an die Tradition der Gelegenheitsgedichte des 17. Jahrhunderts an, die freilich in größerem Format und meist auf Papier gedruckt sind. Ein solcher Druck von 1667 und ein prächtiger Seidendruck von 1723 aus den Beständen des Staatsarchivs Marburg waren dieser Gruppe Weißenfelser Bänder vorangestellt.

 

Auch die familiären Bänder gehen auf frühere Zeiten zurück: Das Braunschweigische Landesmuseum besitzt ein Band (VMB 3400) mit der Inschrift "CRISTIAN LVCHAV 10 AVG 1647. BRANDE(N)BVRGH ERCORE(N). HESSEN HOCHGEBOREN", das sich offenbar auf die Hochzeit eines Christian v. Lochau/Lochow mit einer hessischen Adligen bezieht. Dieses Band zeigt zugleich, daß die fürstlichen Personen gewidmeten Bänder nicht das Vorbild für die später so zahlreich erscheinenden bürgerlichen Familienbänder gebildet haben (vgl. Vanja, S. 24), sondern daß umgekehrt die Mode eher von unten nach oben aufgestiegen ist. Der Bestand an bürgerlichen Familienbändern im Museum Weißenfels beginnt 1768, ist aber relativ klein. Besonders gepflegt wird dieses Sammelgebiet im Museum für Deutsche Volkskunde in Berlin (vgl. Vanja, S. 23 ff. und S. 81 ff.).

 

Auch für Hessen-Kassel ist schon aus dem Jahr 1758 ein Vivatband belegt, von dem aber bisher kein Exemplar ermittelt werden konnte. Der Hanauer Anzeiger vom 18.4.1903 berichtet darüber: "Ein solches Vivatband, Eigentum des Geschichtsvereins, ist z. Zt. in der Drucksachen-Ausstellung ausgelegt. Es ist in gutem Kupferstich auf blauer Seide gedruckt, 22 cm lang, 6 cm breit und feiert die Rückkehr des Landgrafen Wilhelm VIII. in seine von den Franzosen längere Zeit besetzt gewesene Residenzstadt Cassel. In Rococo-Einfassung zeigt es einen Obelisken mit dem hessischen Löwen, oben Palmzweige, dazwischen steht: 'Landgraff Wilhelm der achte kommt von Hamburg nach Cassel den 6ten May 1758' und unten:

 

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