..

6

 

vereins [Bezirksvereins], damals im Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, vom 27. bis 29. August 1894 in Hanau abgehalten. Als Festgeschenk des Hauptvereins überreichte der Vorsitzende Dr. H. Brunner dem Jubelverein eine Mappe mit photographischen Ansichten des vor kurzem auch noch erworbenen "Steingrabes bei Züschen". Der Ausgrabungsbericht, obiges Supplementheft 12 der "Zeitschrift" des Vereins, ist daher ebenfalls dem Bezirksverein Hanau gewidmet. Bedeutende vor- und frühgeschichtliche Ausgrabungen hatten bis dahin fast nur Mitglieder des Bezirksvereins Hanau, so die Herren Dunker, Wolff und Suchier, machen können. Jetzt konnte der Hauptverein in dieser Beziehung mithalten. Bei der Besichtigung des Steinkammergrabes Züschen l durch den Zweigverein Kassel am 11. September 1895 berichtete Dr. Boehlau dort außerdem über ein anderes, kleineres Steinkammergrab, das er wenige Tage vorher geöffnet hatte. 1896 besichtigte Direktor Voss vom Völkermuseum in Berlin als anerkann te Autorität auf dem Gebiete das Steinkammergrab Züschen, dessen hohen Wert für die Wissenschaft er bestätigte. Der Genannte erklärte, daß "die Erhaltung dieses bis jetzt in seiner Art einzig dastehenden Grabes im Interesse der vaterländischen Altertumskunde unbedingt notwendig gewesen sein, und daß gegenüber der hohen Bedeutung, welche es hinsichtlich seiner Anlage und wegen der aus ihm zu Tage geförderten Funde an Altertümern habe, die Erwerbskosten von 600 Mark sehr mäßige zu nennen seien."

 

Um die Höhensiedlung der Wartberggruppe - ca. 3500 bis 2800 v. Chr. - auf dem Hasenberg sind zwischenzeitlich zwei weitere Steinkammergräber aufgefunden worden. Steinkammergräber finden sich u. a. in Westfalen, in Thüringen, besonders in Westeuro pa, vor allem in Frankreich. Das Grab Züschen l ist das bedeutendste Megalithgrab in Nordhessen. Die völlig eingetiefte, zweigeteilte, parallelseitige Grabkammer (L 20 m, B 3,5 m, NO-SW orientiert) wurde aus 24 rechteckigen Wandsteinblöcken, einem Türlochstein ("Seelenlochstein") und Abschlußstein aus ortsfremdem grauen Sandstein (Gewicht 20 bis 60 Ztr. je Stein) errichtet. Von der eingestürzten Decke liegt ein großer Block auf der Sohle des Grabes. Im Gegensatz zu den übrigen deutschen Steinkammer gräbern weisen die meisten Steine reiche eingeritzte Innenverzierungen auf, unter anderem figürliche Darstellungen von Rindern, Rindergespannen und zweirädrigen Wagen (älteste Wagendarstellung in Mitteleuropa). Das Landesmuseum Kassel hat die Fundstätte in seiner vor- und frühgeschichtlichen Ausstellung nachgeformt. Dort werden auch etliche, dem Verein gehörige Ausgrabungsgegenstände gezeigt.

 

Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde hat 1937 aus finanziellen und politischen Erwägungen das Steinkammergrab Züschen l an den damaligen Landkreis Fritzlar-Homberg verkauft. Gemäß Vorschlag auch des Vereins 1961 schlug das Vereins mitglied Herr Weidemann jr. aus Kassel dem Verein schriftlich vor, geeignete Schritte zum Schutz der "Züschener Steinkiste" zu unternehmen. "Durch die fortschreitende Verwitterung werde der Wert dieses in Mitteleuropa einzigartigen Denkmals dermaßen beeinträchtigt, daß eine endgültige Zerstörung der wichtigsten Einzelbefunde wie eine Gefährdung des Denkmals an sich in nicht zu weiter Ferne liegt. Er schlug zur Abweisung der Witterungseinflüsse die Errichtung eines Schutzdaches und einer Entwässerungsan lage vor."

 

..