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Darstellung der Burg mit dem hohen Bergfried, den 1677 Graf von Kunowitz sprengen ließ.

 

4. Burg Ziegenberg und Ziegenhagen

Die vielleicht schon Ende des 11., spätestens aber Anfang des 12. Jahrhunderts errichte te Burg eines Dynastengeschlechts - dessen Herkunft im Dunkeln liegt - fiel 1302 zunächst zu einem Drittel durch Kauf an die Landgrafen von Hessen, zwischen 1317 und 1321 gelangte auch der Rest in hessischen Besitz. Später wurde die Burg an Adlige, insbesondere die von Berlepsch, verpfändet und kam 1494 als Lehen in die Hand derer von Buttlar, ehe sie im 16. Jahrhundert schon dem Verfall preisgegeben war. Es handelt sich hier wiederum um die älteste bekannte Darstellung der Burg Ziegenberg. Da die karge Zeichnung nicht wie bei anderen Gebäuden koloriert wurde, liegt der Schluß nahe, daß es sich um eine Ruine handelt. Ähnlich verhält es sich mit der Wüstung Hungershau sen, übrigens der einzigen auf der Karte eingezeichneten Wüstung. Ein "Hermanus de Hungehusen" testiert 1275 eine Urkunde zwischen einem braunschweigischen Vogt und dem Kloster Mariengarten. 1456 fällt Hungershausen wüst und die Bewohner ziehen nach Kleinalmerode.

 

Im Osten unterhalb der Ziegenberger Burganlage ist das Herrenhaus des ehemaligen Hofgutes mit einem Nebengebäude abgebildet. Das im frühen 16. Jahrhundert errichtete und noch heute vorhandene und als Restaurant und Privat-Museum genutzte Herrenhaus mit aufgesetztem Dachreiter wurde von Moers als wichtigstes Gebäude hervorge hoben.

 

Besonders herausgehoben sind die Wacholderbüsche in dieser Region. Wacholder gehörte im Mittelalter und der frühen Neuzeit zu den Heilpflanzen. Ein aus Wacholderbeeren gewonnenes Öl wirkte u. a. appetitanregend, verdauungsfördernd und harntreibend - eventuell ein weiterer Hinweis, welchen Auftrag Moers vom Landgrafen bei der Aufnahme der Karte hatte.

 

5. Waldortnamen/Flurnamen

Die auf der vorliegenden Karte genannten Waldortnamen/Flurnamen mögen zeigen, wie weit man noch heute gültige Namen zeitlich allein mit Hilfe einer historischen Karte zurückverfolgen kann, ganz zu schweigen von den Möglichkeiten, die ältere Akten, Amtsbücher und Urkunden uns bieten können.

 

Die wenigen Beispiele mögen genügen. Für fast jeden Zentimeter der Karte ließen sich längere Ausführungen und Aussagen treffen.

 

Über die Technik der Vermessung hat Moers keine ausführliche Auskunft gegeben. Man nimmt heute an, daß man für größere Gebiete für die Landesaufnahme die Kreisschnittmethode anwendete. Dabei wurde die Distanz dreier Ort in den Zirkel genommen, und von jedem Ort aus schlug man mit den entsprechenden Halbmessern Kreisbögen, deren Schnittpunkte die Lage der Orte angaben. Von den gefundenen Punkten aus wurden neue Dreiecke konstruiert (siehe die Linien auf der Karte).3

 

Gerade die als Beiwerk mitgegebenen Informationen über die Städte und Dörfer geben der Karte ihren besonderen Wert. Gerade bei Joist Moers zeigt sich, welche über Begabung und Neigung hinausgehenden Kenntnisse ein Landmesser schon damals besitzen mußte, um die geometrische Fertigkeit der Landvermessung mit der graphi schen Kunst zu verbinden.

 

 

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