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punkt [Zeitpunkt] Missionsniederlassungen der angelsächsischen Mönche auf deut schen Boden befanden: z.B. Fulda, Fritzlar, Hersfeld, Würzburg, Mainz.

 

Die Handschrift, ein Fragment von nur einem Blatt, wurde als Einband einer Akte des Jahres 1636 abgelöst (4° Ms. Hass. 257 [2: Fruchtrechnung der Stadt Immenhausen]. 1632 hatten hessische Truppen während des 30jährigen Krieges Fulda eingenommen, das Kirchengut geplündert und die damals weltberühmte Bibliothek des Benediktinerklosters geraubt. Das Kloster Fulda, 744 gegründet, war eine der ersten Niederlassungen der angelsächsischen Missionare gewesen und mit St. Gallen zusammen im 8. und 9. Jahrhundert das Zentrum der deutschen Bildung. Anschließend wurden bis auf wenige zufällige Ausnahmen die Papierhandschriften in der Papiermühle makuliert, die Pergamenthandschriften wurden zu Aktendeckel verarbeitet.

 

„thiutisce" ist als Sprachadjektiv für das ausgehende 9. Jahrhundert vergleichsweise gut belegt. Weitere frühe Belege lassen sich zwar in einem grammatischen Werk des im 2. Viertel des 9. Jahrhunderts literarisch aktiven Freisinger Magisters Erchanpert nachweisen. Allerdings finden sich diese Belege erst in einer Abschrift des 10. Jahrhunderts, sie sind also gut 50-100 Jahre jünger als die Kasseler Handschrift. Von einer über die Sprachbezeichnung hinausgehenden Verwendung des Begriffes „deutsch" kann man aber erst ab dem Ende des 11. Jahrhunderts (Annolied), bzw. ab dem 12. Jahrhundert sprechen (Kaiserchronik). Von daher begreift man die historische Bedeutung des aus dem 2. Viertel des 9. Jahrhunderts stammenden Kasseler Beleges.

Dr. Konrad Wiedemann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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