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Den Beinamen „an der Straße" führt die malerische Kleinstadt völlig zu Recht, verdankt sie doch ihre Bedeutung der alten Reichsstraße von Frankfurt nach Leipzig am Kreuzungspunkt mit der vom Spessart nach Norden führenden alten Weinstraße; kein Wunder, daß die Siedlung 1290 die Stadtrechte von Rudolf von Habsburg erhielt und die Stadt in den Machtbereich des mit ihm befreundeten Grafen Reinhard l. von Hanau geriet. In den Jahren 1525-1558 entstand das Renaissanceschloß, das schließlich den Grafen von Hanau als Nebenresidenz diente. Noch heute zählt das Steinauer Schloß zu den größten Renaissance-Schlössern in Deutschland, das in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten geblieben ist! Sehenswert die alten Küchengeräte, die Möbelstücke aus dem 15. bis 19. Jh. sowie die wertvollen flämischen Gobelins und die Gemälde!

 

Das im Schloß untergebrachte „Brüder-Grimm-Museum" macht deutlich, daß die Familie Grimm eigentlich aus Steinau stammt und der „Umzug" des Amtmannes Grimm zu Ende des 18. Jhs. aus Hanau in seine Vaterstadt wohl kein Zufall war. Der Hanauer Stadtsekretär Philipp Wilhelm Grimm war nämlich inzwischen zum Justizamtmann befördert worden und freute sich besonders auf die freigewordene Stelle im Steinauer Amtshaus; er selbst war 1751 in Steinau geboren, und zwar als Sohn des dortigen Pfarrers Friedrich Grimm. Die Frau des neuen Amtmannes hieß Dorothea Grimm und stammte aus Kassel. Im Jahre 1791 war sie Mutter von fünf Kindern, darunter Wilhelm und Jacob Grimm: sie alle verlebten in Steinau ihre Kindheit, die ihr Leben nachhaltig beeinflußte.

 

Wie aus ihren Erinnerungen hervorgeht, müssen sie sich in der Umgebung von Schloß, Stadtmauer und Wehranlagen sowie in den engen Gassen und Winkeln oder außerhalb im Grimmschen „Biengarten" sehr wohl gefühlt haben. Das von Ludwig Emil Grimm (geb. 1791) gezeichnete „Amtshaus" bietet auch heute noch einen malerischen Anblick, wie auch von allen Teilnehmern der Exkursion nach „Augenschein" bestätigt wurde.

 

Das Leben in Steinau blieb freilich nicht ungetrübt; bereits 1796 verstarb der Amtmann Philipp Wilhelm Grimm - nur 45jährig - und hinterließ seiner Ehefrau 6 unmündige Kinder. Mutter Dorothea mußte nach dem jähen Tod ihres Mannes das Amtshaus räumen und bezog vorübergehend im gegenüberliegenden „Huttenschen Hospital" und dann in der alten Kellerei im Brückentor Wohnung. Über ihre Schwester Henriette Zimmer, die als Kammerfrau am landgräflichen Hof in Kassel tätig war, kamen Wilhelm

 

 

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