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Nach Zeihe21 wird bereits um 1620 ein Hans Werner Ölmüller genannt, aber in den folgenden Jahrhunderten wurde diese „Öl- und Schlagmühle" unter dem Namen der Familie Kersten bekannt, den „Schlagmüllers"! Einer aus dieser „Kersten-Dynastie", ein Bruder des Schlagmüllers Wilhelm Kersten namens Christmann, brachte es sogar bis zum Prinzenerzieher in Kassel, wo er 16 Jahre lang „Informationsdienste bei sämtlichen fürstlichen Kindern" leistete22. Dafür erhielt er 1709 die Erlaubnis, „unter Niederkaufungen an der Losse" eine Walkmühle einzurichten. Die Regierung in Kassel unterstützte ihn dabei finanziell großzügig. Da aber die Unterneustädter Mahlmühle um 1712 einen Walkgang einbaute, stand die Niederkaufunger Walkmühle zehn Jahre lang „müßig". Christmann Kerstens Antrag, aus der Walkmühle eine Schlag- oder Grützmühle machen zu dürfen, scheiterte zwar am Einspruch der „Konkurrenz", also der Niederkaufunger „Mahlmüllers", aber eine Grütz- oder Schälmühle durfte er dann doch einrichten. Doch der studierte Müller - Christmann war Archivar und Steuersekretär gewesen - kam trotz aller Hilfen nicht zurecht. Vor seinem Tode ließ er die baufällige Mühle abreißen und das Holz zum Siechenhof fahren, damit ein Wohnhaus daraus gebaut werden konnte. Johann Georg Stübecke aus Veckerhagen, bis 1727 Müller in der Kratzenberger Mühle zu Rothenditmold und zu jener Zeit mit einer kleinen Handmühle als Grütz- und Haferschälmüller tätig, bat mit 1731 die Rentkammer um das Holz und um die Erlaubnis, die Mühle am selben Ort wieder aufzubauen, wenn er seinen Sohn an eine Kerstensche Tochter verheiraten könne bzw. die Witwe dem zustimme. Nicht einmal das Winterholz blieb der armen Witwe Kersten; denn das restliche Holz hatte der Gegenschreiber Knoebell für 70 Taler aufgekauft, um einen Stall zu bauen (Gebäude der ehemaligen Schlagmühle in der Windhäuser Str. 6)!

Eine dritte Mühle wurde in Niederkaufungen später gebaut. Dabei handelt es sich um eine „Schnupftabaksmühle", die 1835 zum erstenmal im Zusammenhang mit dem Schnupftabaksmüller Giebel genannt wird; ihn hatten die Kasseler Fabrikanten Pfeifer in der neu errichteten Tabaksmühle eingesetzt. Aber diese Mühle bestand nicht lange. Sie mußte 1839 einer Fabrik weichen, die als Niederkaufunger Papierfabrik bekannt wurde und um 1895 300 Arbeitskräfte beschäftigte. Bis 1924 gehörte die Papierfabrik einem Konzern der „Winterschen Papierfabriken AG", da- [danach]

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21 s. Zeihe, Niederkaufunger Dorfbuch, S. 13

22 ebda, S.14

 

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