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AUFSÄTZE

 

 

Die Revolution 1848/49 in Kurhessen

 

Die 150. Wiederkehr der Revolution von 1848/49 hat eine Fülle rückblickender Veröffentlichungen sowohl in der fachwissenschaftlichen wie in der populärwissenschaftlichen Literatur als auch in der Tagespresse angestoßen. Was wäre dem allen noch hinzuzufügen, ohne lediglich zu wiederholen? Lohnend erscheint neben einem ereignisgeschichtlichen Abriß eine Hervorhebung der Gemeinsamkeiten und der Unterschiede zwischen den kurhessischen und den allgemein-deutschen Revolutionsereignissen.

 

Stellen wir zunächst die Ereignisgeschichte dar: im Rückblick erscheint es erstaunlich, wie sehr die kurhessische Regierung vom Ausbruch der Revolution überrascht wurde. Zwar herrschte im Jahr 1847, dem Jahr der Thronbesteigung des neuen Kurfürsten Friedrich Wilhelm l., oberflächlich gesehen biedermeierliche Ruhe. Die Landtagswahlen vom Frühjahr 1847 hatten sogar erstmals seit Bestehen des konstitutionellen Parlamentarismus eine konservative Mehrheit ergeben, und der Kurfürst plante ziemlich unverhohlen eine das „monarchische Prinzip" stärkende konservative Revision der Verfassung. Doch andererseits erschienen schon zu Jahresmitte kämpferische liberale Zeitungsartikel, wurde im Herbst das liberale Offenburger Programm auch in Kurhessen diskutiert, ignorierten Hanauer Turner Versammlungsverbote und verbreiteten revolutionäre Parolen, fanden trotz regierungsseitigen Verbots im Januar 1848 Verfassungsfeiern statt. Daß dies nicht versprengte Einzelaktivitäten waren, sondern daß unter der überwiegend ruhigen Oberfläche ein vielgestaltiges und leicht aktivierbares Protestpotential schlummerte, wurde im Frühjahr 1848 offenbar.

 

Angestoßen durch die Pariser Februarrevolution sowie Aufstände in Italien und Demonstrationen im deutschen Süden und Südwesten, kam es

 

 

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