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Bei diesen „Irrungen und Mißverständnissen" ging es nicht nur um das Holz der kommunalen oder herrschaftlichen Wälder. Es ging den Bürgern in erster Linie um den Waldnutzen. Zu diesem zählten das Recht auf Hute, Tränke und Viehtrift, die Eichelmast der Schweine, das Aufsammeln von Streulaub und die Nutzung der Wildfrüchte. So versteht man auch das Engagement der Bürger selbst, wenn es um Grenzverletzungen durch die Anrainer ging.

 

1682 unternahm Landgräfin Elisabeth Dorothea den Versuch, Klarheit in diese Angelegenheit zu bringen. Ihre Beamten schlichteten zunächst noch bestehende Streitfälle und ließen dann Grenzsteine setzen, deren Standorte schriftlich festgehalten wurden. Die damals ausgefertigten Grenzrezesse legten den Grenzverlauf zwischen Biedenkopf und den Nachbargemeinden Eifa, Dexbach, Engelbach, Eckelshausen, Wolzhausen und dem Hof Roßbach fest.

 

Für die Entstehung des Grenzgangfestes ist ein Satz vom Ende dieser Schreiben von Wichtigkeit. Dort heißt es nämlich: „dass ... auch beyde Theile schuldig und gehalten sein sollen, zum wenigsten in dreyn oder vier Jahren solche ihre Grenze mit Zuziehung und Vorbewußt der Fürstl. Forst- und and Beampten mit gembter Hand ohnfelhbar zu begehen und zu ernewern."

 

Dieser Verpflichtung kamen die Biedenkopfer dann auch nach, wenn auch nicht in den genannten Zeitabständen. Das erste Protokoll über eine Begehung der Biedenkopfer Gemarkungsgrenze stammt aus dem Jahr 1693. Daran nahm neben Beamten der Stadt und der Forstverwaltung „die gantze Bürgerschaft" teil. An den jeweiligen Dreimärkern fanden sich die Vertreter der Nachbargemeinden ein. Begangen wurde am ersten Tag der nördlich der Lahn gelegene Teil und am zweiten der südliche Grenzabschnitt. In gleicherweise fand 1716 die nächste Grenzbegehung statt.

 

Von den dann folgenden Grenzgängen, 1723, 1733 und 1743, erfahren wir nicht nur, daß sie dreitägig waren, sondern auch, daß die Teilnehmer im Wald auf Rechnung der Stadt mit Speisen und Getränken bewirtet worden waren.

 

Für die nächsten Grenzgänge, 1756 und 1766, werden neben den üblichen Teilnehmern auch „junge Burschen und Schulknaben" besonders genannt. Ihre Anwesenheit war deshalb von Bedeutung, da sie doch am

 

 

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