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se [Betrachtungsweise] Platz machen, wenn man - wiederum zum Vergleich - in die „Post-Tabell, zu welchen Tagen und Stunden die ordinair-fahrenden Posten in der Hoch-Fürstlichen Hessischen Residentz-Stadt CASSEL ab- und einlaufen", aus dem Verkehrsjahr 1723/24, also aus der Zeit Landgraf Carls, 125 Jahre vor der Eröffnung des „Dampfwagenverkehrs" zwischen Cassel und Eisenach, wirft. Von den vier „ordinair-fahrenden Posten", der „Berliner", der „Neuen Bremer", der „Eysenacher" und der „Frankfurter" Post, verkehren nur die „Posten" nach Berlin und Frankfurt zweimal (!), die „Posten" nach Bremen und Eisenach nur einmal (!) wöchentlich. „Die Eisenacher bzw. Jenaische" verläßt „Freytags Vormittag um 9 Uhr, Winterzeit später" Cassel, um über Bischhausen, Wanfried, Treffurt und Creuzburg ihr Ziel Eisenach zu erreichen. Die Ankunft in Eisenach verrät die „Post-Tabell" nicht; in 330 Minuten oder in 71 Minuten gar dürfte die Reise nicht zu bewältigen gewesen sein.

Dann aber führte das neue Verkehrsmittel - auch dies läßt der „Fahrplan der täglichen Dampfwagenzüge" erkennen - zu einer schnelleren Beförderung von Gütern und damit zu einem rascheren Austausch zwischen Produzenten und Konsumenten. Neben diesem Fortschritt im sekundären Bereich des Wirtschaftens darf man nicht den primären Bereich übersehen! Der Bau der Eisenbahnlinie bedeutete Erd- und Bauarbeiten, die zu neuen, wenn auch nicht üppigen Verdienstmöglichkeiten sowohl der unmittelbar an der neuen Bahnlinie lebenden Menschen als auch von weiter her zugewanderten Arbeitskräften führten. Eine Fünftagewoche gab es allerdings nicht; die Arbeiten gingen pausenlos die ganze Woche über vonstatten.

Doch nicht nur dies! Ein Schienenweg bedarf auch des rollenden Materials. Für Carl Anton Henschel z.B., der bereits als 26-jähriger im Jahre 1803 (!) auf den Gedanken gekommen war, die Dampfkraft im Verkehr von Menschen und bei der Beförderung von Waren einzusetzen, der schon im Jahre 1822 den Bau einer Eisenbahn von Bremen über Kassel nach Süddeutschland vorgeschlagen hatte und der sich nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie Stockton - Darlington auf der englischen Insel im Jahre 1825 an Ort und Stelle von den Voraussetzungen und Vorzügen des neuen Verkehrsmittels ein Bild gemacht hatte, bestand nun der Anlaß, die Produktion insbesondere von Lokomotiven energisch in die Hand zu nehmen und in Kassel eine Lokomotivfabrik zu errichten: die erste Lokomotive verließ unter dem Namen „Drache" am 29. Juni 1848 die

 

 

 

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