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liess der Magistrat die beiden Ecktürmchen an der nördlichen und an der südlichen Ecke des Westgiebels abbrechen; 1858/59 verlegte man die Spritzen, da das Spritzenhaus als baufällig abgerissen werden musste, sowie den Leichenwagen in das Fachwerkrathaus, indem man an der westlichen Nordseite das Fachwerk aufbrach und die erforderlichen Stellräume durch drei grosse Tore zugänglich machte. Ferner setzte man die vorhandenen Fenster herab, indem man die Riegel durchbrach, und baute an allen Fassaden zusätzlich Fenster ein. Ebenso schuf man an der Südseite zum Marktplatz hin zwei Türen, denen im Jahre 1864 parallel zur Aussenwand eine Treppe zum Obergeschoss folgte, wobei man die Kopfbänder zwischen dieser Wand und den Deckenbalken entfernte. „Der Sinn für die konstruktive Idee Meister Brants war verloren gegangen, die Freude am Fachwerk erloschen"1). Folglich legte man den gesamten Fachwerkbau unter Putz - dem Geschmacke der Zeit folgend!

 

Gewandelte Wertschätzung zu Beginn unseres Jahrhunderts

Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts trat ein Wandel in der Wertschätzung des Fachwerkbaues im allgemeinen wie im besonderen des Fachwerkrathauses in Zierenberg ein. Nach Entfernung des Aussenputzes nahm im Jahre 1925 Prof. Ch. Prèvôt, Lehrer an der Kasseler Kunsthandwerkerschule, das gesamte Fachwerkrathaus auf und hielt seine Ergebnisse in Aufrisszeichnungen fest; diese dienten der Sicherung u nd Instandsetzung, die Prof. Prèvôt gemeinsam mit Prof. F. Bleibaum von der amtlichen Denkmalpflege in den Jahren 1928/29 durchführte und die die Bausünden des 19. Jahrhunderts so weit wie möglich beseitigten. Ins Bewusstsein zurück kehrte das ursprüngliche Aussehen des Westgiebels, der von Anfang an, da auf die Stadtkirche hin bezogen, der betontere der beiden Giebel, also die „Schauseite", war. Darauf weisen nicht nur die beiden zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgebrochenen Ecktürmchen, sondern auch der hessische Löwe als Hoheitszeichen auf der mittelsten der sieben Knaggen hin. Ob der Ostgiebel gleichfalls zwei Ecktürmchen aufgewiesen hat, darf vermutet werden, lässt sich aber nicht, da das gesamte Fachwerk des Ostgiebels zerstört war, mit Sicherheit nachweisen. Auf eine Wiederherstellung des Fachwerkes des Ostgiebels verzichtete man, auch wenn man sich an dem des Westgiebels hätte orientieren können; man verkleidete den Ostgiebel mit Schiefer. Die in den Aufrisszeichnungen festgehaltenen Ergebnisse der Aufnahme des Fachwerkrathau- [Fachwerkhauses]

 

 

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