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nannte er Frankfurt a. M. und Göttingen - stehe für Marburg eine eingehendere Bearbeitung aus. Daran anschliessend lieferte der Marburger Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hans Schneider einen sehr detaillierten Überblick über die Historiographie. Wenn Schneider schon für die ältere Universitätsgeschichte besonders markante Akzente setzen konnte, die in der bisherigen Literatur unbekannt waren, so wurde gleich zu Beginn des Kolloquiums ein Stück jenes historiographischen Defizits abgebaut, das zuvor noch für die jüngere Entwicklung konstatiert worden war. Unter anderem verwies Schneider darauf, dass die frühesten Darstellungen zur Universitätsgeschichte mehr als „programmatische Äusserungen hinsichtlich Formulierung eines spezifischen Profils" der Marburger Alma mater denn als historisch korrekte Wiedergabe tatsächlicher Verhältnisse gelten könnten. Dass der immer wieder durchschimmernde propagandistische Zweck dieser gedruckten Darstellungen letztlich einen gewissen Erfolg zu verzeichnen hatte, liess sich - wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten mit unterschiedlicher Gewichtung - etwa an den Studentenzahlen ablesen. In einem zweiten Überblicksreferat beleuchtete der Marburger Stadtarchivar Dr. Ulrich Hussong zunächst das spannungsreiche Wechselverhältnis zwischen Stadt- und Hochschulentwicklung vornehmlich in den 20er Jahren. Neben der Schilderung des parteipolitischen und sozialen Milieus der kleinen Universitätsstadt enthielt der Vortrag auch manchen süffisanten Hinweis auf die bewahrende Attitüde, die die Stadtväter schon vor den 20er Jahren an den Tag legten: So lehnten sie Offerten aus der Industrie ab, in Marburg neue Fabriken anzusiedeln. Das Idyll der von der Universität geprägten „Weisskragenstadt" sollte um jeden Preis erhalten werden.

 

Bildungsoffensive Preussens nach dem Ende des Kaiserreichs

In einem Abendvortrag vor grossem Publik nahm Professor Dr. Notker Hammerstein (Frankfurt am Main) eine Verortung der Marburger Universität in der deutschen Universitätslandschaft vom Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik vor. Hammerstein, der durch zahlreiche wissenschaftsgeschichtliche Publikationen als besonders ausgewiesener Kenner der Materie gilt, stellte dabei fest, dass sich das Renommee der Marburger Universität nach dem Ende des Kaiserreiches durch eine ausgesprochene Bildungsoffensive des preussischen Kultusministeriums erheblich verbessert habe. Geprägt von dem Wunsch, mittels entschie- [entschiedener]

 

 

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