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„Hospitalspruch" und „Des Fürsten Spruch"
Die Deutung des Kunstwerkes ergibt sich aus der Verbindung von Bild und Text. Beginnen wir mit dem langen Text der Tafel am rechten unteren Bildrand, dem „Hospitalspruch". Es geht hier um die Aufhebung des ehemaligen Zisterzienserklosters in Haina. Sinngemäß steht dort, dass das Kloster ursprünglich ein mönchisches Harpyiennest gewesen sei, nunmehr aber den Armen und Kranken als Hospital diene. Umsonst solle hier der Bedürftige Kost, Kleidung und Behausung finden.
Der als einziger von allen vier Tafeln nicht näher bezeichnete „Hospitalspruch" teilt dem Betrachter außerdem mit, wer der Stifter dieser segensreichen Einrichtung ist. Es ist Landgraf Philipp der Großmütige, der „christliche Fürst im Hessenland", „der theure heldt'. Als „neuen Hercules" preist er ihn. Er hat die hungrigen Harpyien, bösartige Vögel aus der griechischen Sagenwelt, die hier mit den Mönchen ineins gesetzt sind, aus ihrem Nest verjagt und dieses für die Armen befreit. Nicht nur der „Hospitalspruch" stellt die Verdienste des Landgrafen heraus. Am linken unteren Bildrand findet sich eine andere Schrifttafel. Sie ist in unübersehbar großen Lettern überschrieben mit „DES FVRSTEN SPRUCH". Es wird also immer deutlicher, um wen es eigentlich geht. Auch damit noch nicht genug. Auf der vom Betrachter aus linken Seite beherrscht beinahe lebensgroß die Gestalt Philipps des Großmütigen das Relief. Die Figur nimmt etwa ein Drittel des Bildrahmens in Anspruch. Dagegen wirken die übrigen Figuren in der rechten Bildhälfte dicht gedrängt; sie treten gegenüber dem Landgrafen in den Hintergrund.


Landgraf Philipps Politik
Landgraf Philipp, dessen 500. Geburtstag am 13. November 2004 immer näher rückt, war zweifellos der Wortführer der reformatorischen Territorialherren. Seine Bekehrung war wohl das Resultat einer Begegnung mit Philipp Melanchthon 1524 im Odenwald. Auf dem Reichstag zu Speyer im August 1526 war dem evangelischen Fürsten die Rechtsgrundlage zur Schaffung eines evangelischen Territoriums gegeben worden. Dazu berief er auf den 20. Oktober eine Landes- und Kirchenversammlung nach Homberg an der Efze. Wegen Luthers Verdikt wurde die dort vorgelegte „Reformatio Ecclessarium Hassiae" nicht verwirklicht. Die in ihr vorgesehene Aufhebung der Klöster und Stifter wurde jedoch 1527 in die Tat umgesetzt. Weil es zunächst wichtiger schien, „mit dem Worte Gottes ein

 

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