Gedenkjahr 2004

1250. Todestag des hl. Bonifatius

Am 5. Juni 2004 waren 1250 Jahre vergangen, seitdem im Jahre 754 in der Nähe von Dokkum in der niederländischen Provinz Friesland Bonifatius mit zahlreichen Begleitern von einer Räuberbande überfallen und ermordet wurde. Wie 1954 die 1200. Wiederkehr seines Todestages in beiden damaligen deutschen Staaten, gibt die 1250. Wiederkehr wiederum vielerorts Anlass, an Le-ben und Werk des großen Missionars, Kirchenreformers und Kirchenorganisators zu erinnern – mit Gedenkfeiern, Ausstellungen, Tagungen, besonders in Fulda und in Mainz, und mit einer Briefmarke. Während aber in Hessen der Geburtstag Landgraf Philipps des Großmütigen im Mittelpunkt des Erinnerns steht, wird besonders in Thüringen des hl. Bonifatius gedacht. Die Landeshauptstadt Erfurt, die ihm ihre erste schriftliche Erwähnung verdankt, hat 2004 zum „Bonifatiusjahr“ ausgerufen, ebenso begehen das Bistum Erfurt und die Evangelischen Kirchen in Thüringen ihr „Bonifatiusjahr“ aus gutem Grunde: Stand Bonifatius doch über 35 Jahre hinweg in enger, ja persönlicher Beziehung zu Mitteldeutschland.

I

Winfried – so des Bonifatius ursprünglicher Name – wurde spätestens 675, vielleicht schon 672 oder 673, im Südwesten Englands im angelsächsischen Königreich Wessex geboren, wahrscheinlich als Sohn eines adligen Grundherrn. Nachdem die Eltern den siebenjährigen Knaben dem Kloster Exeter übergeben hatten, wurde schon bald das Leben als Mönch im Kloster sein Lebensziel. Winfried erhielt eine umfassende theologische und literarisch-wissenschaftliche Ausbildung im Kloster Nursling (nahe der Bischofsstadt Winchester), wohin er bald gewechselt war. Hier leistete er Profess und wurde er zum Priester geweiht (702/705).

Alsbald übernahm Winfried die Leitung der Klosterschule und wurde zu einem weithin gerühmten Lehrer. Aus der Lehrtätigkeit erwuchsen eine lateinische Grammatik und eine nur teilweise erhaltene Metrik. In seinem Kloster wurde Winfried mit dem Wesen des benediktinischen Mönchtums umfassend vertraut. Auch lernte er die Grundsätze einer fest gefügten, kanonischen Kirchenordnung kennen und erfuhr er die besondere Verbundenheit mit Rom, die die Kirche von Wessex seit langem pflegte. Daneben befasste er sich mit Fragen der Kirchenorganisation und trat auch kirchenpolitisch hervor. Der Mönch Winfried wurde als Kirchendiplomat bald ebenso wie als Gelehrter im Lande geschätzt. So zeigen sich für wesentliche Züge seines späteren Wirkens auf dem Kontinent die Wurzeln in seiner angelsächsischen Heimat.

Nahezu zwanzig Jahre lang lebte Winfried in seinem Kloster, bis er den Entschluss zur Mission fasste. Nach einem ersten gescheiterten Versuch in Friesland im Jahre 716 erreichte er noch die höchste Würde in der Laufbahn eines Mönches: Seine Mitbrüder im Kloster Nursling wählten ihn 717 zu ihrem Abt und übertrugen ihm die Leitung ihres Klosters. Doch legte er sie schon im folgenden Jahre nieder, als er erneut zur Mission aufbrach. Im fünften Jahrzehnt seines Lebens wandte sich der erfahrene Kirchenmann seiner neuen, selbst gestellten Aufgabe zu und trat mit seinem Entschluss in die lange Tradition der angelsächsischen Mission auf dem Kontinent ein.

II

Auf dem Festland wirkte schon seit langem Winfrieds bedeutender, 15 Jahre älterer Landsmann Willibrord, dem der fränkische