Hausmeier Pippin d. M. den Südwesten Frieslands als Missionsgebiet zugewiesen hatte. Als ihn Papst Sergius I. 695 zum Bischof für das Volk der Friesen weihte, verlieh er ihm den Ehrentitel eines Erzbischofs und als erstem Bischof des Frankenreiches das Pallium und damit den Rang eines Metropoliten. Zudem hatte der Papst Willibrord als sichtbares Zeichen seiner Verbundenheit mit der römischen Kirche den Namen des hl. Papstes Clemens I. verliehen; gleichwohl blieb er der Nachwelt nur unter seinem Taufnamen bekannt.

Abb. 1: Die wohl berühmteste Tat des Bonifatius, die Fällung der Donar-Eiche bei Geismar, in einer Radierung von Bernhard Rode, 1781

(Bonifatius.Vom angelsächsischen Missionar zum Apostel der Deutschen, hg. v. Michael Imhof und Gregor K. Stasch. Petersberg: 2004.)

Winfried beschritt denselben Weg: Auch er suchte Rückhalt bei der staatlichen Macht, fand Schutz und Autorität beim Papst, wurde von diesem zum Bischof geweiht und zum Metropoliten erhoben, auch ihm verlieh der Papst den Namen eines römischen Heiligen, der aber in seinem Fall den Taufnamen nahezu verdrängte. So gesehen, zeigt sich das Wirken des Bonifatius auf dem Festland zunächst weitgehend als Wiederholung der Laufbahn Willibrords – doch nicht zufällig, denn die Anlehnung an den Staat und besonders die Begründung der Autorität durch Rom entsprachen angelsächsischer Tradition. Hinzu kam für Winfried die eigene Erfahrung. Denn als er im Jahre 716 seinen ersten Missionsversuch in Friesland unternahm, war dort nach dem Tode Pippins d. M. († 714) die fränkische Herrschaft zusammengebrochen und hatte Willibrord das Land verlassen müssen. Auch Winfried, vom Friesenherzog Radbod nur geduldet, musste seine Arbeit nach wenigen Monaten erfolglos abbrechen.

Nach seinem zweiten, endgültigen Eintreffen auf dem Festland wandte sich Win-fried zunächst nach Rom. Am 15. Mai 719 bestellte ihn Papst Gregor II. zum Missionar unter den Heiden und gab ihm nach dem Heiligen des Vortages den Namen Bonifatius. Die Bindung an den Papst pflegte Win-fried-Bonifatius seitdem auf das Sorgfältigste; die römische Autorität blieb künftig die wichtigste Grundlage seines Wirkens.

Aus Rom reiste Bonifatius nach Thüringen, vermutlich um hier mit Erzbischof Willibrord als dem vom Papst beauftragten Leiter der Mission in Germanien Verbindung aufzunehmen. Dieser unterhielt seit längerem Beziehungen nach Thüringen, seitdem ihm der in Würzburg residierende Herzog Heden II., zu dessen Herzogtum damals auch Thüringen gehörte, schon 704 reichen Besitz in Arnstadt, Mühlberg und Großmonra (bei Kölleda) übergeben hatte. Als Willibrord nun nach 714 Friesland verlassen musste, hatte er sich wahrscheinlich Thüringen als neuem Arbeitsfeld zugewandt. Sobald aber die Franken im Jahre 719 ihre Herrschaft über Friesland wieder aufrichten konnten, kehrte er sofort dorthin zurück. Er hatte Thüringen offenbar schon wieder verlassen, als Bonifatius aus Rom hierher kam. Auch Bonifatius reiste sogleich nach Friesland weiter und schloss sich Willibrord an. Doch als dieser ihn nach zwei Jahren zum Bischof weihen und zum Chorbischof, wohl mit der Aussicht auf die Nachfolge, bestellen wollte, trennte sich Bonifatius von ihm. Dieser Schritt führte