Vor 60 Jahren –„Stunde Null“ in Kassel
Sicher ist es kein Zufall, dass die Nachkriegsjahre
besonders seit Beginn der
achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts zu
einem beliebten Thema populärer Rückschau
wurden. Die zeitliche Distanz war
groß genug, jedermann erkannte, dass die
goldenen Jahre wirtschaftswunderhafter
Wachstumsraten endgültig vorüber waren,
und die Zeit davor zog nun das Interesse
auf sich. Vielerorts wurden die
Jahrestage des Kriegsendes, sei es der 8.
Mai als europäischer "V-E-Day" - wie
der Tag des Sieges in Europa im militärischen
Vokabular der Amerikaner hieß -
oder die jeweiligen lokalen Termine für
das Ende der Kampfhandlungen (wie in
Kassel der 3./ 4. April) zum Anlass genommen,
auf die Trümmerjahre zurückzublicken.
Die Jahre nach 1945 gerieten
geradezu in einen Strudel öffentlicher
Aufmerksamkeit, wurden zum Gegenstand
ungezählter Gedenkveranstaltungen,
von Ausstellungen, Filmen, Romanen
und populären Bildpublikationen. Zweifellos
schufen diese Formen des Rückblicks
eigene Bilder, erschlossen neue
Perspektiven und brachten Einschätzungen
hervor, die längst schon unsere Vorstellungen
von dieser Epoche der jüngeren
Geschichte beeinflusst haben.
Der Schwerpunkt der Betrachtung lag
dabei aus naheliegenden Gründen meist
auf der Zeit "danach", d.h. die sogenannte
"Stunde Null" stand am Anfang des
memorierten Zeitabschnitts. Bei "Stunde
Null" handelt es sich übrigens wieder um
eine Bezeichnung aus der Militärsprache,
die den noch nicht bestimmten Zeitpunkt
für das Losschlagen bei einem geplanten
Angriff bezeichnet. Der Begriff assoziiert
allerdings in der Alltagssprache etwas
anderes, nämlich einen "Anfang bei
Null", so als ob man nach der Niederlage
(oder wenn man will, auch "nach der

 

Kassel 1945: Ein
zerbombtes Trümmerfeld.
Foto: Link

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