Kostbarkeiten von überregionaler Bedeutung aus den naturwissenschaftlichen Sammlungen des Naturkundemuseums von Spezialisten ihres jeweiligen Fachgebietes vorgestellt.
Das 1604-1607 von Landgraf Moritz als erstem festem Theaterbau auf dem europäischen Kontinent errichtete und 1696 unter Landgraf Karl zum Kunsthaus umgebaute Renaissancegebäude des Ottoneum bietet selbst reichlich Ansätze für historische Forschungen und Vorträge. Die dort untergebrachten fürstlichen Sammlungen, ein Anatomisches Theater und ein Observatorium sowie die damit verbundenen wissenschaftlichen Forschungen (u. a. Einrichtung des Collegium Carolinum 1709) bieten weitere Anknüpfungsmöglichkeiten. Zwar wurden 1779 die bis dahin angewachsenen Sammlungen in das neue Museum Fridericianum gebracht, doch kehrten etwa 100 Jahre später (ausschließlich) die „Naturobjekte“ in das Ottoneum zurück. Dort befand sich nun das „Preußische Naturalienmuseum“, seit 1928 städtisches Naturkundemuseum. Naturwissenschaftliche Forschung, gerade auch in Verbindung mit aufklärerischen Zielen, hat dort seit über 300 Jahren Tradition – Forschung und (Volks-)Bildung sind bis heute wichtige Aufgaben geblieben. Die Bedeutung von Naturaliensammlungen für die Entwicklung moderner empirischer Naturwissenschaften kann dabei nicht hoch genug angesetzt werden.
Dazu gehört das Herbarium vivum von Caspar Ratzenberger. Entstanden zwischen 1555 und 1592 zählt es zu den ältesten erhaltenen Herbarien Europas. In drei in Leder gebundenen Bänden haben sich über 700 gepresste Pflanzen erhalten, deren Anordnung bereits die Gruppierung nach Prinzipien einer natürlichen Verwandtschaft andeutet, welche erst 1735 von Carl von Linné als „Systema naturae“ in einer einheitlichen Systematik streng schematisch geordnet wurde – der Beginn der modernen biologischen Systematik, mit der bis heute gültigen binären Nomenklatur: Alle Pflanzen- und Tierarten erhalten sozusagen „Vor- und Zunamen“. Der Biologie-Journalist Dr. Ulrich Schaffrath, Kassel, wird am 7. März 2012 über das „Herbar Ratzenberger“ referieren.
2005 wurden im Ottoneum sechs mumifizierte Föten wieder entdeckt, darunter ein noch in einer aufgeschnittenen Gebärmutter liegender Fötus. Die weltweite Einzigartigkeit dieser „Kasseler Mumien“ vermehrte das Interesse an ihnen nicht nur in Fachkreisen. Sie waren zentrale Exponate im Rahmen der Sonderausstellung „300 Jahre Collegium Carolinum“ und zugleich Publikumsmagneten der Sonderausstellung „Mumien – Körper für die Ewigkeit“ 2009/2010 im Naturkundemuseum und dem kooperierenden Museum für Sepulkralkultur. Die Anfang des 18. Jahrhunderts entstandenen Mumien halfen als Studienobjekte zur

 

Vogelbeere aus der Schildbachschen Holzbibliothek.

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